a true crime experience

Aller guten Dinge sind drei

Der falsche Anwalt aus Indien, der mir gestern tatsächlich bestätigt hat, dass meine 1.460 Euro bei ihm angekommen sind, behält Wort und sendet mir heute eine Email mit den von ihm erstellten Dokumenten. Diese fordert die Deutsche Bank in Indien, um mir meinen Millionenbetrag auszahlen zu können.

Hallo lieber Thomas Haselmann,

Anbei sind die drei Dokumente

1. Eidesstattliche Erklärung
2. Begünstigtenurkunde und
3. Eiddokument,

die von dieser Kammer, der Deutschen Bank und Frau Mariya Singh vollständig unterzeichnet wurden. Es wird erwartet, dass Sie als neuer Begünstigter des Fonds die drei Dokumente unterzeichnen.

Sie müssen die drei Dokumente mit Ihrer Unterschrift des Begünstigten unterschreiben und an die Deutsche Bank of India zurücksenden, um den Betrag von 10.850.000,00 € auf Ihr Bankkonto zu überweisen.

Mit freundlichen Grüßen
Rechtsanwalt Meenal Kashyap Associates

Im Anhang der Email befinden sich tatsächlich drei PDF-Dateien. Ich untersuche die Dateien auf etwaige Viren und sehe mir zuerst die Meta-Daten an, in denen normalerweise Angaben zum Verfasser des Dokumentes gespeichert sind. Alle Felder sind leer und lassen keinen Rückbezug zum Ersteller der Dokumente zu. Also werfe ich einen Blick auf die Dokumente selbst. Zuerst auf die “eidesstattliche Erklärung”:

Ein gestalterisch wenig ansprechendes Sammelsurium an Clip-Arts und Logos. Darunter ein paar Unterschriften, bei denen nicht einmal der dazugehörige Name abgedruckt ist. Aber wenigstens habe ich es jetzt schwarz auf weiß: Ich bin ehrlich, loyal und alle Informationen über mich sind legitim. Alles bestätigt durch einen Anwalt – ich werde mir dieses Dokument einrahmen lassen!

Danach öffne ich das Dokument, das mich als Begünstigten ausweist:

Eine derartige Häufung von Clip-Arts in nur einem Dokument habe ich seit den 1990er Jahren nicht mehr gesehen. Die Macher im Hintergrund betreiben ganz schön viel Aufwand. Dabei haben sie die 1.460 Euro doch schon erhalten.

Auch das dritte Dokument soll scheinbar so etwas sein wie eine eidesstattliche Versicherung:

Auch das letzte Dokument hat eine eigenwillige Ästhetik. Aber ich freue mich, dass sich der Anwalt bereits die Mühe gemacht hat, alle Zertifikate in deutscher Sprache auszuarbeiten.

Sie müssen die drei Dokumente mit Ihrer Unterschrift des Begünstigten unterschreiben und an die Deutsche Bank of India zurücksenden, um den Betrag von 10.850.000,00 € auf Ihr Bankkonto zu überweisen.

Ich bin also ganz kurz vor dem Ziel. Ich muss nur noch die Dokumente unterschreiben und die Dokumente an die Deutsche Bank senden, und dann bin ich Millionär. Ich schreibe Meenal Kashyap noch kurz:

Hallo Herr Meenal Kashyap,

vielen Dank für die Dokumente. Ich kann diese allerdings erst morgen ausdrucken. Ich werde diese dann unterschreiben und direkt an die Bank senden.

Vielen Dank für Ihre gute Arbeit!

Viele Grüße – auch an Mariya Singh

Thomas Haselmann

Und jetzt stell ich mir erstmal eine Flasche Champagner kalt, um morgen entsprechend stilvoll auf meine Millionen anstoßen zu können…

8 Kommentare

  1. Claudia

    Ich komme zum Champagner trinken, deine liebste Freundin Claudia 😜

  2. Andera

    Na da kannst du die Korken knallen lassen 🍾🥂🍾🥂🍾🥂🍾🥂🍾🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣 herrlich

  3. Luise Schwab

    Ich hoffe du kennst mich noch , auch wenn du bald mehrfacher Millionär bist .

    • Thomas

      Ich habe vorher schon immer geleugnet, Dich zu kennen – warum sollte ich es jetzt ändern?

      Hab Dich lieb 😘

  4. Fritz

    Herzlichen Glückwunsch:):) und überlege gut, was du mit dem Geld machen willst;)Nicht vergessen: es sind nur 10 Millionen!!!:):)

    • Thomas

      Das Geld habe ich längst. Aber meine Berater haben gesagt, ich soll möglichst unauffällig und normal weiterleben. Also gehe ich weiter jeden Tag auf die Arbeit und werde so tun, als sei ich ein armer Schlucker 🤷 Alles bleibt, wie es war. Nur meine Kontoauszüge werden jetzt auf DIN A3 gedruckt.

      • Volker

        Lach, DIN A3, wegen den vielen Nullen…

        Die Dokumente haben nur Erinnerungen an so manche Gebrauchsanleitung erinnert, die so manchen China-Gadget beilag (eigentlich überflüssig, aber wenn man dann doch mal gelesen hat, suchte man angegebene Knöpfe die beschrieben, aber nicht vorhanden waren); eben auch die Blüten der elektronischen Übersetzung (möchte wissen, wie damals die Übersetzung der Wadenwickel zur Besserung aufgenommen wurde; als was dies rüber kam, und wohl wie aufgefasst wurde).

        Ich bin nur mal gespannt, ob sich dann die Seite hier morgen nicht ändert; ob jetzt nicht schnell ein “Familienwappen” eingekauft wird, und nicht die Beiträge (die paar Millionen sind schon was), nicht ab sofort mit Blattgold überzogen sind (du kannst es dir ja jetzt leisten).

        Aber hast recht, die Zertifikate erinnern an OEM Verpackungen von Programmen die man früher für ein paar DM/Euro zu einem neuen Computer mit erwerben konnte.

        Also, Champagner, Austern ……….. (Rest wurde lieber wieder gelöschte; Eigenzensur)

  5. Uli

    Ich hoffe der Champagner hat geschmeckt 🍾🥂
    Die Dokumente haben mich sehr an meinen PC Kurs 2000 bei der Volkshochschule erinnert, die ganzen Cliparts 🤣

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