a true crime experience

Kategorie: Mr. Ramold Alex (Seite 2 von 2)

Nur noch unterschreiben…

Ich bin immer noch euphorisch, dass ich ganz kurz vor dem großen Geldregen stehe und entschließe mich, zuerst einmal Mariya zu informieren. Schließlich ist sie meine Gönnerin und soll daher auch über den aktuellen Verlauf unterrichtet sein:

Hallo liebe Mariya,

wie geht es Dir heute? Dein Anwalt hat mir geschrieben und den Geldeingang bestätigt. Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat!

Zudem hat er mir drei Dokumente zugeschickt, die ich noch unterschreiben muss. Das kann ich erst morgen machen, aber dann werde ich die Dokumente direkt zur Deutschen Bank in Indien senden.

Erzähl mir bitte noch etwas von Dir? Wie geht es Dir momentan?

Viele Grüße

Thomas Haselmann

Noch bevor ich zum Unterschreiben der Dokumente komme, erreicht mich eine weitere Email des Anwalts:

Hallo Sehr geehrter Thomas Haselmann,

Bitte drucken und unterschreiben Sie die Dokumente und senden Sie sie an die Deutsche Bank India an die untenstehende E-Mail-Adresse.

info@dbkonline-in.com

Mit freundlichen Grüßen
Rechtsanwalt Meenal Kashyap Associates

So einfach, wie der Anwalt sich das vorstellt, ist die Sache dann aber doch nicht. Schließlich kennt der Anwalt “meine” Unterschrift schon: Vor einigen Wochen hatte ich meinen Ausweis fälschen müssen (siehe Meine neue Identität), und dieser Ausweis ist mit “Mustermann” unterschrieben. Außerdem möchte ich nicht, dass meine echte Unterschrift auf irgendwelchen Dokumenten auftaucht.

Ich möchte aber auch nicht künstlich die Mustermann-Unterschrift in die Dokumente retuschieren. Daher drucke ich alle Dokumente aus und lasse sie von einer Komplizin (Danke!) mit Mustermann unterschreiben.

Parallel zur Unterschrift trifft auch eine WhatsApp-Nachricht auf meinem Smartphone ein. Mr. Ramold Alex von der Deutschen Bank in Indien schreibt:

Bitte senden Sie das unterschriebene Dokument an meine E-Mail. info@dbkonline-in.com

Die Inder haben es wohl wieder mal eilig. Daher scanne ich die unterschriebenen Dokumente ein und sende eine Email an die angegebene Adresse:

Sehr geehrte Damen und Herren,

anbei erhalten Sie die gewünschten und unterschriebenen Dokumente zurück. Bitte bestätigen Sie mir den Empfang.

Gerne sende ich Ihnen die Dokumente auch im Original zu – lassen Sie mir bitte bei Bedarf die Postadresse zukommen.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Haselmann

Was ist das für ein Geschäftsgebaren, bei dem gescannte Dokumente ohne Original-Unterschrift ausreichend sind, um einen Millionendeal abzuwickeln? Ich biete zumindest an, die mit “Mustermann” unterschriebenen Dokumente auch im Original nach Indien zu senden, auch wenn ich nicht damit rechne, dass mir eine Postadresse mitgeteilt wird.

Ich bin sehr gespannt, was jetzt passieren wird!

Mir gehen die Ausreden aus

Gestern wurde ich von “meinem” Anwalt mit Emails regelrecht überschüttet. Er drängt darauf, dass ich mich darum kümmere, dass 1.460 Euro zeitnah auf dem von ihm genannten Konto gutgeschrieben sind.

Das aber wird nicht passieren, schließlich habe ich das Geld nie überwiesen, sondern nur einen Kontoauszug gefälscht.

Mein gefälschter Kontoauszug

Aber ich gehe in die Offensive und schreibe eine Email – zuerst an Mariya:

Hallo Mariya,

die Deutsche Bank in Indien hat sich noch nicht gemeldet. Die 1460 Euro sind bei mir abgebucht und an das richtige Konto gesendet. So steht es in meinem Bankauszug, den ich Dir noch einmal zeige im Anhang.

Ich weiß nicht, warum es so lange dauert. Vielleicht hat es mit dem Krieg in der Ukraine zu tun? Hier gibt es Sanktionen, von denen einige Banken betroffen sind, habe ich gehört. Hast Du das mit dem Krieg in der Ukraine mitbekommen?

Viele Grüße und bis bald

Thomas

Zugegeben, den Ukraine-Krieg als Entschuldigung für die vermeintliche Verzögerung heranzuziehen ist sehr fadenscheinig, aber mir gehen langsam die Ausreden aus, die begründen, dass mein Geld noch nicht angekommen ist.

Und auch der Anwalt bekommt noch einmal eine Email von mir:

Sehr geehrter Meenal Kashyap,

ist das Geld noch nicht bei Ihnen angekommen? Bei mir ist es bereits abgebucht. Den Beleg hänge ich Ihnen nochmal an diese Email an.

Ich kann Ihnen das Geld nicht noch einmal überweisen, es ist ja bereits überwiesen.

Sie sehen, dass ich den richtigen Verwendungszweck und die richtige Kontonummer angegeben habe. Kann es sein, dass das Problem bei Ihrer Bank liegt?

Ich habe heute bei meiner Bank angerufen. Die hat mir bestätigt, dass 1460,- Euro bereits überwiesen sind.

Bitte melden Sie sich schnell – ich möchte wissen, wo mein Geld geblieben ist.

Viele Grüße

Thomas Haselmann

Ich drehe den Spieß um und stelle mich jetzt auf den Standpunkt, dass er verantwortlich sei für das Fehlen des Geldes. Ich habe schließlich überwiesen – zumindest soll er das glauben.

Meenal Kashyap antwortet tatsächlich nur wenige Minuten später:

Hallo Sehr geehrter Thomas Haselmann,

Ich melde mich noch heute bei Ihnen. Ich hoffe die Zahlung kommt heute an.

Mit freundlichen Grüßen
Rechtsanwalt Meenal Kashyap Associates

Unerwähnt lassen sollte ich nicht, dass ich heute die erste WgatsApp-Nachricht auf meinem neuen Smartphone erhalten habe, das ich extra dafür eingerichtet habe, um mit Mariya und ihren Mitstreitern in Kontakt zu bleiben. Die Nachricht, die von einer in Indien registrierten Nummer kommt, lautet nur:

Guten Morgen. Mein Name ist Mr. Ramold Alex vom der Deutschen Bank India.

Mein “Bekannter” von der Deutschen Bank in Indien also. Mariya hatte ja geschrieben, dass sie ihm meine Nummer weiterleiten werde. Ich speichere den Kontakt in meinem Smartphone und antworte ihm:

Hallo. Entschuldigung, dass ich erst jetzt antworte. Whatsapp ist ganz neu für mich. Meine Freundin Mariya hat mir schon gesagt, dass Sie sich melden.

Ich gebe mich als naiven WhatsApp-Anfänger aus. Schließlich trage ich das Zweithandy nicht ständig bei mir und kann daher nur zeitverzögert antworten. Aber für heute bleibt es ruhig, auch der Anwalt hat sich, entgegen seiner Ankündigung, nicht mehr gemeldet.

Ich bin gespannt, wer sich als nächstes melden wird und wie der Anwalt reagiert, wenn das Geld morgen wieder nicht auf dem Konto ist. Ich gehe davon aus, dass er sich nicht weiter von mir hinhalten lassen wird. Morgen muss also irgendetwas passieren!

They′re caught in a trap

Heute Morgen ist mir eine Idee gekommen. Und ich frage mich, warum ich diese Idee nicht schon früher hatte:

Es gibt die Möglichkeit, beim Versenden einer Email einen sogenannten Tracking-Pixel mit zu senden. Dabei handelt es sich um ein winzig kleines Bild, das mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist. Wenn alles klappt, wird dieses kleine Bild beim Öffnen der Email durch den Empfänger von einem Server geladen. Und dabei werden verschiedene Informationen übertragen: Wann wurde die Email geöffnet? Was für einen Computer nutzt der Empfänger? Und vor allem: Wo ist der Empfänger?

Der letzte Aspekt interessiert mich am meisten. Ich habe zwar große Zweifel an der Indien-Geschichte, aber bisher kaum ein Indiz dafür, woher die Hintermänner wirklich kommen.

Diesmal bereite ich meine Emails also technisch etwas aufwändiger vor und melde mich bei einem Tracking-Dienst (GetNotify) an. Nach ein paar Einstellungen generiere ich meine erste Email, die mein Anwalt erhalten soll:

Sehr geehrter Herr Meenal Kashyap,

bitte entschuldigen Sie, dass es so lange gedauert hat. Ich war heute Morgen bei der Bank und habe den Betrag überwiesen. So wie Sie es geschrieben haben. Dann habe ich mir noch einen Kontoauszug ausgedruckt und ein Foto für Sie hier angehängt.

Können Sie mir den Empfang des Geldes bestätigen? Und senden Sie mir bitte noch eine Rechnung zu für meine Unterlagen.

Viele Grüße

Thomas Haselmann

Tatsächlich musste ich diesmal einen Kontoauszug der Spaßkasse fälschen, schließlich wäre es sicher aufgefallen, wenn ich noch einmal den gefälschten Einzahlungsbeleg von vor ein paar Tagen verschickt hätte.

Erneut gebe ich vor, der Betrag sei bei mir abgebucht.

So macht sich meine Email auf den Weg zum Empfänger, im Anhang der gefälschte Kontoauszug und der Tracking-Pixel, der mir später hoffentlich mehr über meinen Anwalt verrät.

Auch an Mariya sende ich eine entsprechend präparierte Email. Sollten Mariya und der Anwalt tatsächlich unterschiedliche Personen sein, dann müssten sie ihre Emails auch an unterschiedlichen Orten auf unterschiedlichen Geräten zu unterschiedlichen Zeiten öffnen.

Meine liebe, gute Freundin Mariya,

ich freue mich so sehr, wieder von Dir zu lesen. Ich weiß nicht, ob ich alle Emails von Dir bekommen habe.

Aber gerne schreibe ich Dir jetzt an Deine neue Email-Adresse.

Ich war heute bei der Bank und habe das Geld an Deinen Anwalt geschickt. Hat er Dir das schon gesagt?

Bitte schreibe mir, wie es Dir geht!

Viele  Grüße

Thomas Haselmann

Eine dritte Email sende ich an Mr. Ramold Alex, den Bänker meines Vertrauens in Indien. Mit ihm hatte ich längere Zeit keinen Kontakt, aber auch er soll eine Email erhalten, die mir hoffentlich Einblick in seinen Aufenthaltsort gibt. So schreibe ich ihm:

Sehr geehrter Ramold Alex von der Deutschen Bank in Indien,

ich habe heute das Geld an den Anwalt in Indien übertragen. Jetzt sollten Sie die benötigten Unterlagen bald erhalten.

Bitte schreiben Sie mir, ob Sie noch Informationen von mir benötigen.

Viele Grüße

Thomas Haselmann

Ich bin sehr gespannt, ob mein Plan aufgeht. Wird mir der Tracking-Pixel tatsächlich Aufschluss über die drei Personen geben? Vielleicht aber sind die Hintermänner clever und vorsichtig genug, um meine Falle zu erkennen. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als abzuwarten.

Eine gefälschte Fälschung

Die Emails, die ich gestern verschickt habe, und die damit verbundenen Nachfragen haben Antworten provoziert. Mariya schreibt mir heute:

Hallo mein lieber Freund

Ich habe Ihre E-Mail sowie die Bearbeitungsgebühr für das Dokument erhalten. Mein Anwalt beginnt mit der Bearbeitung der drei Dokumente, sobald Ihre Zahlung eingegangen ist.

Danke für deine Genesungswünsche. Ich hoffe, dass Gott mich am Leben erhält, weil der Schmerz zu viel für mich ist.

Danke und Gott schütze dich.
Frau Mariya Singh

Scheinbar geht es erst weiter, sobald meine Zahlung in Indien eingetroffen ist. Ähnliches schreibt mir auch Alex Ramold von der Deutschen Bank:

Ihre Zahlung ist noch nicht eingetroffen. Rechtsanwalt Meenal Kashyap hat Ihre Zahlung noch nicht erhalten. Barrister hat uns geschrieben, dass Ihre Zahlung nicht von seinem Kontosekretariat in Deutschland bestätigt wurde. Sobald Ihre Zahlung bestätigt ist, werden die drei Dokumente verarbeitet und Ihnen zur Unterzeichnung zugesandt. Danach wird Ihr Geld auf Ihr Bankkonto überwiesen.

Nachdem mir bewusst ist, dass die erwartete Zahlung niemals eintreffen wird, entschließe ich mich, die Sache zurückzunehmen.

Aber wie soll ich meinen gefälschten Einzahlungsbeleg revidieren?

Ganz einfach, durch eine weitere Fälschung! Ich behaupte einfach, das Geld sei wieder zurück auf mein Konto gebucht worden, da irgendetwas mit dem Empfängerkonto nicht stimme.

Ich behaupte, das Geld sei wieder rückgebucht worden.

Ich erstelle ein weiteres Dokument in Photoshop. Ein verwaschener Papierstreifen, auf dem steht, dass der Betrag wieder zurückgebucht wurde. Das Foto oben sende ich an meinen Anwalt Meenal Kasyhap:

Sehr geehrter Herr Kashyap,

ich war heute Morgen bei meiner Bank und habe meine Kontoauszüge geholt. Dabei habe ich gesehen, dass der Betrag zurück gebucht wurde. Die Bank schreibt, das Konto ist unbekannt. Ich habe ein Foto gemacht, auf dem Sie alles lesen können.

Können Sie mir sagen, was nicht richtig funktioniert hat? Ich habe die IBAN kontrolliert und alles richtig eingegeben.

Haben Sie noch ein anderes Konto, auf das ich überweisen kann?

Und wissen Sie, wie es Ihrer Mandantin Mariya Singh aktuell geht? Sie hat mir nicht mehr geschrieben, und ich mache mir Sorgen. Haben Sie Neuigkeiten aus dem Krankenhaus?

Viele Grüße aus Deutschland

Thomas Haselmann

Ich bin gespannt, wie der Anwalt darauf reagieren wird und hoffe auf eine schnelle Antwort.

Hallo, ist da jemand?

Zuletzt wurde ich aufgefordert, 1.460 Euro nach Indien zu überweisen. Mit einer gefälschten Einzahlungsbescheinigung habe ich mehr oder weniger glaubhaft gemacht, dass das Geld unterwegs ist. Seitdem habe ich nichts mehr aus Indien gehört – weder von Mariya Singh, noch von Anwalt Meenal Kashyap, noch von Bänker Mr. Ramold Alex.

In mir reift die Idee, dass es bei der ganzen Sache nur darum geht, eben diesen Betrag, umgerechnet 117.681,21 Indische Rupien, zu ergaunern. Soll die Geschichte tatsächlich hier enden?

Ich fasse noch einmal nach und schreibe zwei weitere Emails nach Indien. Die erste Email ist an Mariya adressiert:

Liebe Mariya,

ich mache mir Sorgen um Dich: ich habe Dir heute Vormittag geschrieben und leider keine Antwort von Dir erhalten. Ich hoffe, Deine Körpertemperatur ist wieder gesunken. Bitte melde Dich bei mir und sage mir, dass es Dir besser geht!

Ich sende Dir Genesungswünsche aus Deutschland

Thomas Haselmann

Eine weitere Email sende ich an die Deutsche Bank in Indien:

Sehr geehrter Herr Ramold,

ich habe inzwischen den empfohlenen Anwalt in Indien mit der Erstellung der benötigten Dokumente beauftragt. Er wird Ihnen nach Eingang meiner Zahlung die Dokumente zur Verfügung stellen. Die Zahlung habe ich vorgestern geleistet. Können Sie mir mitteilen, ob Sie die benötigten Dokumente bereits erhalten haben?

Bitte melden Sie sich, wenn Sie von mir noch Informationen oder Unterlagen benötigen.

Viele Grüße

Thomas Haselmann

Jetzt bleibt mir nichts anderes, als wieder einmal auf Antworten zu warten. Ich gehe aber davon aus, dass zumindest der Anwalt sich meldet, wenn das Geld nicht spätestens morgen auf seinem Konto ist.

Bald bin ich Multimillionär

Ich stehe kurz davor, Multimillionär zu werden. Offensichtlich trennen mich nur noch ein paar Formalien von einem Leben in Luxus. Deshalb möchte ich keine Zeit verlieren und schreibe direkt zurück an die Deutsche Bank in Indien:

Sehr geehrter Herr Ramold,

vielen Dank für Ihre schnelle und ausführliche Antwort. Ich freue mich sehr, dass Sie bereits alles Notwendige in die Wege leiten konnten. Auch freut es mich sehr zu lesen, dass die Mittel bereits genehmigt wurden.

Ich verstehe, dass für das weitere Vorgehen eine Reihe von Regularien zu befolgen sind. Das ist bei uns in Deutschland nicht anders, wir sind berühmt für unsere Bürokratie.

Ich werde mich umgehend mit Frau Mariya Singh in Verbindung setzen, um einen geeigneten Anwalt zu finden, der bei der Sache behilflich ist.

Ich freue mich, wieder von Ihnen zu hören

Thomas Haselmann

Natürlich setze ich auch Mariya darüber ins Bild, dass ich an der Sache dran bin; es ist ja schließlich ihr Herzenswunsch, dass ich das Geld ihres verstorbenen Mannes entsprechend verwalte. Daher schreibe ich ihr direkt ins Krankenhaus:

Liebe Mariya,

Mr Ramold von der Deutschen Bank hat mir bereits geschrieben – genau so, wie Du es angekündigt hast. Er benötigt noch eine Reihe von Formularen und er bittet mich, Dich direkt zu kontaktieren.

Zuerst einmal müssen wir einen Anwalt in Indien finden. Er sagt, Du sollst Dich darum kümmern. Aber ich weiß doch um Deinen schlechten Gesundheitszustand. Deshalb ist es vielleicht besser, wenn ich einen Anwalt für Dich suche?

Oder was hältst Du davon, wenn ich zu Dir nach Indien komme? Ich könnte Dich im Krankenhaus besuchen und vielleicht ein paar Blumen als Geschenk für Dich persönlich überreichen.

Bitte lasse mich wissen, wie ich Dich unterstützen kann – Du hast schon so viel für mich getan.

Viele Grüße

Thomas Haselmann

Natürlich habe ich nicht vor, zu Mariya nach Indien zu kommen. Aber ich möchte gerne wissen, wie sie auf meinen Vorschlag reagiert, dass ich sie besuchen komme. Es würde mich auch nicht wundern, wenn Mariya schon längst einen Anwalt im Hinterkopf hat, den sie mir für die Beschaffung der notwendigen Unterlagen empfiehlt. Ich bin schon gespannt auf ihre Antwort!

Die Wohltäterin Mariya Singh

(Anmerkungen: Viele Nutzer landen bei ihrer Internetsuche nach Mariya Singh auf dieser Seite hier. Herzlich willkommen! Allerdings solltest Du die “Geschichte” um Mariya Singh von Beginn an lesen, um alles zu verstehen. Klicke hier, um von Anfang an zu lesen.)

Die Überschrift soll keinesfalls Mariya glorifizieren; vielmehr zitiert sie den Betreff der Email, die mich eben erreicht hat: “Wenden Sie sich an die Wohltäterin Frau Mariya Singh”. Die Email stammt von Alex Ramold, der sich als Mitarbeiter der Deutschen Bank in Indien ausgibt. Er schreibt mir direkt “aus” seinem Schreibtisch:

Aus dem Schreibtisch von Mr. Ramold Alex.

Sehr geehrter Kunde Thomas Haselmann,

Wir wurden vom Director of Foreign Operations/Wire Transfer kontaktiert, um Ihnen bezüglich der 10.850.000,00 € zu schreiben, die der verstorbene Herr Peter Singh hier auf unserer Bank hinterlegt hat. Wir möchten Sie darüber informieren, dass die Mittel genehmigt wurden an Sie als ihren neuen Begünstigten, und das Geld ist ab sofort für die Überweisung bereit, da Frau Mariya Singh uns den Auftrag erteilt hat, so schnell wie möglich mit der Überweisung auf Ihr Bankkonto fortzufahren.

Wieder einmal wird mir bestätigt, dass mir der Millionenbetrag tatsächlich zusteht und dass wir ganz kurz vor der Transaktion des Geldes auf mein Konto stehen. Doch dann scheint eine weitere Hürde die Sache zu verzögern:

Aber bevor dieser Betrag von dieser Bank überwiesen wird, möchten wir Sie darüber informieren, dass wir bestimmte Regeln und Vorschriften haben, die die Angelegenheiten dieser Bank regeln, und dass wir ein ordnungsgemäßes Verfahren befolgen müssen, um sicherzustellen, dass während dieser gesamten Transaktion mit Ihnen kein Fehler gemacht wird.

Bevor wir mit der Geldüberweisung an Sie als neuen Begünstigten beginnen, benötigen wir einige bestimmte Dokumente von Ihnen als neuem Begünstigten, um diese Gelder zu sichern, bevor die Überweisung auf Ihr Bankkonto beginnt.

Diese erforderlichen Dokumente müssen in Ihrem Namen von einem Anwalt hier in Indien vorbereitet werden, und diese Dokumente sind wie folgt: eidesstattliche Erklärung, Begünstigtenzertifikat, Eiddokument.

Der Bankmitarbeiter benötigt also Dokumente, die von einer indischen Anwaltskanzlei vorbereitet werden müssen, bevor er mir das Geld überweisen kann. Ich lese weiter:

Nach der Erstellung dieser Dokumente durch einen Anwalt hier in Indien sollte der Anwalt die drei Dokumente Frau Mariya Singh zur Ansicht vorlegen und sie auch als Wohltäterin ansehen und sie auch unterschreiben, und nachdem sie sie unterschrieben hat, wird Ihnen auch geraten, sie dann zu unterschreiben Der Anwalt sollte dann die Dokumente zu unserer Bank bringen, damit wir sie einsehen und unterschreiben können, und nachdem wir die Dokumente unterschrieben haben, beginnt die Überweisung auf Ihr Bankkonto als neuer Begünstigter der eingezahlten Gelder.

Das klingt alles sehr kompliziert – aber schließlich geht es ja auch um eine Menge Geld. Ich sollte umgehend mit meiner Rechtsschutz-Versicherung telefonieren, ob diese auch meine Kosten für einen Anwalt in Indien übernimmt…

Wenn wir diese Dokumente erhalten, werden wir sie unterzeichnen, und die nächste Angehörige Frau Mariya Singh wird ebenfalls einen Teil der Dokumente unterschreiben, um zu beweisen, dass sie die Gelder jetzt an Sie als ihren neuen Begünstigten übergeben hat, bevor wir mit der Überweisung an Sie fortfahren angegebenes Bankkonto.

Hinweis: Diese Dokumente werden von Ihnen persönlich als neue Begünstigte dieser Mittel hier in unserer Bank angefordert, nicht von Frau Mariya Singh. Sie sind die Person, die die Verantwortung dafür übernimmt, wie die Dokumente von einem Anwalt in Indien und auch danach vorbereitet werden sollten Vorbereitung der Dokumente Es wird empfohlen, einen Teil der Dokumente zu unterschreiben und uns dann an unsere E-Mail-Adresse zu senden.

Nachfolgend finden Sie die Kontaktdaten von Frau Mariya Singh, von denen wir annehmen, dass Sie sie bereits haben.

Frau Mariya Singh
E-Mail-Adresse: mariyasingh@aliyun.com

Sie müssen sich mit Frau Mariya Singh in Verbindung setzen, um einen Anwalt hier in Indien zu finden, damit Sie diese Dokumente so schnell wie möglich in Ihrem Namen vorbereiten, und stellen Sie sicher, dass Sie sie in Ihren nächsten E-Mails kontaktieren, damit sie einen Anwalt in Ihrem Namen finden kann, der akzeptiert um die Unterlagen vorzubereiten.

Die Sache nimmt Fahrt auf, wird aber auch zusehends komplizierter. Mariya kontaktiert mich mit einer erfundenen Geschichte und verweist mich an die Deutsche Bank. Die Deutsche Bank verlangt nach einem indischen Anwalt und verweist dafür wieder zurück an Mariya.

Vielleicht ist es Teil es Spiels, dass die Geschichte immer verwirrter wird. Aber mit jedem Tag werde ich auch neugieriger und möchte endlich erfahren, was das Ziel dieses Mailverkehrs sein könnte. Morgen werde ich Mariya schreiben – und es würde mich nicht überraschen, wenn sie schon einen Anwalt im Kopf hat, den ich kontaktieren soll…

Meine IBAN? Bitte sehr!

In seiner letzten Email forderte mich mein persönlicher, indischer Kundenbetreuer bei der Deutschen Bank in Delhi, Ramold Alex, auf, ihm meine Bankdaten zu übermitteln. Da das für mich nicht in Frage kommt, benötige ich nach einem falschen Ausweis und einer falschen Telefonnummer jetzt auch noch eine falsche Bankverbindung. Um mir die Sache einfach zu machen, recherchiere ich im Internet eine Bankverbindung, die auf vielen Seiten als Übungs-IBAN eingesetzt wird. Selbst auf Seiten von Banken wird diese Nummer gezeigt, beispielsweise in Tutorials, wie man einen Kontoauszug richtig ausfüllt. Also schreibe ich an die Bank:

Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für Ihre Email. Gerne stelle ich Ihnen die gewünschten Informationen zur Verfügung:

Bank Name: DEUTSCHE KREDITBANK BERLIN
Kontonummer: 0000202051
IBAN: DE02120300000000202051
Bankadresse: Deutsche Kreditbank Aktiengesellschaft, Taubenstraße 7-9, 10117 Berlin
BIC: BYLADEM1001
Kontoinhaber Name: Thomas Haselmann

Ich freue mich, wenn Sie mir die angekündigten 3 Dokumente zukommen lassen, um die Sache zu beschleunigen!

Viele Grüße nach Indien

Thomas Haselmann

Mich interessiert vor allem, um welche Dokumente es sich handelt, die ich erst bekommen soll, wenn meine Bankdaten übermittelt wurden.

Zudem schreibe ich auch an Mariya, um sie wissen zu lassen, dass ich noch interessiert daran bin, ihren Millionennachlass zu verwalten:

Meine liebe, gute Freundin Mariya,

es freut mich sehr, von Dir zu lesen! Die Bank hat mir tatsächlich zwischenzeitlich geschrieben und, wie von Dir angekündigt, meine Bankdaten erfragt. Ich finde es bewundernswert, dass Du trotz Deines Gesundheitszustandes die Kraft findest, alle diese Sachen zu regeln.

Wie kommt es eigentlich, dass Du so gut Deutsch sprichst? Mein Indisch ist bei Weitem nicht so gut, leider.

Viele Grüße aus Deutschland

Thomas Haselmann

Ich bin gespannt, ob mein Schwindel auffliegt. Auch in Indien gibt es Google, und wer die IBAN in eine Suchmaschine eingibt, wird schnell feststellen, dass das nicht meine Bankverbindung ist. Ich warte also wieder einmal auf eine Antwort aus dem großen Land am anderen Ende der Welt…

Willkommen bei der Deutschen Bank

Tatsächlich erhalte ich heute, ganze zwei Tage, nachdem ich mich an die mir übermittelte und gefälschte Adresse der Deutschen Bank in Indien gewandt habe, eine Email. Diese beginnt ganz klassisch mit einem Adresskopf:

Deutsche Bank
Erdgeschoss, ECE-Haus Main
Gebäude, 28, Kasturba Gandhi Marg,
Neu-Delhi, Delhi 110001 Indien
E-Mail: info@dbkonline-in.com

Bevor ich weiterlese, bemühe ich einen Online-Kartendienst, um herauszufinden, welcher Ort sich hinter der angegebenen Adresse der Bank verbirgt. Das Ergebnis überrascht: Hinter der Adresse verbirgt sich tatsächlich eine Filiale der Deutschen Bank in Delhi.

Die Filiale der Deutschen Bank in Indien

Der zuständige Bank-Mitarbeiter, Mr. Alex Ramold, kommt in seiner Email an mich ohne Umschweife auf den Punkt:

Achtung Sehr geehrter neu ernannter Begünstigter

Wir haben Ihre E-Mail erhalten und wir bestätigen, dass Sie der ernannte Begünstigte von Frau Mariya Singh sind und wir Ihnen die Einzahlungsgelder gemäß den Anweisungen von Frau Mariya Singh überweisen, aber bevor diese Bank mit der Überweisung von 10.850.000,00 € auf Ihr Bankkonto fortfährt , müssen Sie uns Ihre Bankdaten übermitteln, damit die Überweisung zu diesem Zeitpunkt beginnen kann.

Wow, das war ja einfach: eine kurze Email schreiben und schon wird mir bestätigt, dass mir fast 11 Millionen Euro zustehen. Aber scheinbar geht es in Wirklichkeit darum, meine Bankdaten in Erfahrung zu bringen. Aber warum mit so viel Aufwand? Bankdaten stehen auf vielen Internetseiten, selbst mein Bäcker hat seine Bankdaten auf der Brötchentüte abgedruckt. Also warum die ganze Geschichte um die sterbenskranke Mariya? Alex Ramold schreibt weiter:

Außerdem gibt es drei (3) Dokumente, die für die Sicherung der Geldüberweisung benötigt werden, bevor wir mit der Geldüberweisung an Sie beginnen können. Wenn wir Ihre Bankdaten erhalten, werde ich Sie über die Dokumente informieren und wie Sie sie zu uns bekommen Bank so schnell wie möglich.

Wenn ich den indischen Bänker richtig verstehe, benötigt er drei Dokumente von mir, bevor das Geld an mich transferiert werden kann. Und Details möchte er mir erst verraten, wenn er meine Bankdaten kennt. Er wird diesbezüglich sogar noch konkreter:

Es wird empfohlen, uns Ihre Bankdaten wie unten aufgeführt zuzusenden, damit wir die Nachlassgelder in Höhe von 10.850.000,00 € überweisen können, nachdem alle wenigen Verfahren zur Rückzahlung der Gelder gemäß den Anforderungen dieser Bank durchgeführt wurden.

Bankdaten wie gewünscht.
Bank Name:
Kontonummer:
IBAN:
Bankadresse:
BIC:
Kontoinhaber Name:

Nachdem wir diese Details erhalten haben, werden wir Sie über die 3 Dokumente informieren, die für die Rückzahlung der Gelder erforderlich sind, bevor die Gelder überwiesen und Ihrem Bankkonto gutgeschrieben werden, wie von Frau Mariya Singh, Ihrer Wohltäterin, angewiesen.

Es klingt so, als ob wir nur vorankommen, wenn ich meine Bankdaten tatsächlich nach Indien sende.

Warten Sie schnell auf Ihre E-Mail

Thanks for your business as usual.

Signed.
Head Banking Operations.
Customer service department.
Mr. Ramold Alex
Phone +918904635993

Die Telefonnummer in der Signatur der Email deutet tatsächlich auch auf eine Rufnummer in Indien hin. Neugierig wie ich bin, stelle ich mein Telefon so ein, dass die Rufnummer unterdrückt wird, und wähle die Nummer:

Mein erster Anruf in Indien als Tonmitschnitt.

Trotz mehrfacher Versuche ist unter der Nummer niemand zu erreichen. Aber immerhin scheint die Nummer vergeben zu sein. Was die Sprachen in der Ansage angeht – ich höre drei verschiedene – bin ich mir ebenfalls unsicher. Die erste Ansage ist in englischer Sprache, aber die beiden anderen? Falls jemand eine Idee hat, dann möge er bitte einen Kommentar zu diesem Beitrag hinterlassen. Vorab vielen Dank!

Besonders ironisch wirkt übrigens auch die Fußzeile der Email:

Auf uns können Sie vertrauen. Das Beste im Bankensystem zu geben, ist unsere Priorität.

Wenn ich bisher Eines gelernt habe, dann dass ich in der Causa Mariya überhaupt niemandem vertrauen sollte.

Nur wenige Minuten nach der Email der Deutschen Bank erreicht mich übrigens auch noch eine Email aus dem Krankenzimmer der sterbenskranken Mariya. Die Synchronität nährt meinen Verdacht, dass Bänker und Mariya in Wirklichkeit ein und dieselbe Person sind – aber einen Beweis für diese Vermutung habe ich nicht. Mariya schreibt mir:

Hallo mein lieber Begünstigter

Ich erhalte Ihre Nachricht. Bitte befolgen Sie die Anweisungen der Deutschen Bank, um die Überweisung an Sie zu ermöglichen.

Danke und Gott schütze dich.
Mit freundlichen Grüßen
Schwester Mariya Singh

Scheinbar ist meine Gönnerin nicht in Stimmung zu längeren Wortgefechten. Sie verweist mich an den Kontakt zur Deutschen Bank und fordert mich auf, deren Anweisungen zu befolgen. Das werde ich sicherlich auch tun, aber zuerst einmal muss ich darüber nachdenken, ob ich wirklich meine Bankdaten preisgeben möchte.

Bitte überweisen Sie mir 10 Millionen

Wie von Mariya gewünscht, schreibe ich eine Email an die Adresse, die sie mir zuvor mitgeteilt hat und die laut ihren Angaben zur Deutschen Bank in Indien gehört. Dass diese Adresse ganz offensichtlich nicht zur Deutschen Bank gehört, konnte ich zweifelsfrei feststellen, daher lasse ich mich auf das Spiel ein und schreibe:

Sehr geehrte Damen und Herren,

es schreibt Ihnen Thomas Haselmann aus Deutschland. Die wunderbare und sterbenskranke Mariya Singh bittet mich, Kontakt mit Ihnen aufzunehmen. Ich wurde von ihr auserwählt, den finanziellen Nachlass ihres verstorbenen Mannes in Höhe von 10.850.000,00 € zu verwalten.

Im Anhang finden Sie die Dokumente, die Frau Singh mit übermittelt hat. Damit sollte einer Überweisung nichts mehr im Wege stehen und ich freue mich schon auf den Geldeingang.

Sonnige Grüße nach Indien

Thomas Haselmann

Ich füge der Email die beiden Dokumente bei, die Mariya mir mit der letzten Email übermittelt hat. Ich bin gespannt, ob ich hier eine Antwort bekomme und wer mir wohl antworten wird.

Zudem möchte ich auch Mariya gleich darüber informieren, dass ich Kontakt mit der Bank aufgenommen habe und sende ihr noch ein paar kurze Zeilen ans Sterbebett:

Liebe Mariya,

es freut mich sehr, Deine Worte zu lesen. Kurzzeitig hatte ich die Befürchtung, Deine schrecklichen Krankheiten hätten Dich dahingerafft, noch bevor mich das Geld erreicht.

Ich habe, wie von Dir gewünscht, Kontakt mit der Deutschen Bank in Indien aufgenommen und die Dokumente von Dir an die Bank weitergeleitet.

Darf ich Dich fragen, warum Du ausgerechnet mich dafür auserwählt hast, die Millionen Deines verstorbenen Mannes zu verwalten?

Liebe Mariya, bitte halte noch etwas durch, bevor Du Deinem Schöpfer-Triumvirat gegenübertrittst. Ich melde mich, wenn ich von den Bänkern eine Rückmeldung bekommen habe. Vielleicht kannst Du auch noch mal bei der Bank nachfragen, ob meine Email dort angekommen ist?

Viele Grüße nach Indien

Dein guter Freund Thomas

Scheinbar nimmt die Sache hier eine entscheidende Wendung: Ganz offensichtlich ging es nicht nur darum, meine Daten abzugreifen. Aber ich habe keine Idee, wohin mich Mariya mit ihrer Geschichte führen wird. Ich bin gespannt auf die Antwort aus Indien.

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