a true crime experience

Jetzt muss ich liefern: 1500 Euro

Seit Tagen fordert mich mein indischer Anwalt Meenal Kashyap dazu auf, ihm knapp 1.500 Euro für seine “Arbeit” zu überweisen. Und seit Tagen winde ich mich und überlege, wie ich dieses Problem lösen kann, ohne dabei wirklich Geld in die Hand nehmen zu müssen.

Ich denke darüber nach, statt 1.500 Euro einfach 1.500 Indische Rupien zu überweisen. Diese hätten einen Gegenwert von nur etwa 18,65 Euro. Das wäre mir der Spaß vielleicht sogar wert gewesen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob der Empfänger des Geldes die Bankverbindung des Absenders – also meine echte Bankverbindung – erkennen kann. Zudem widerspricht es meiner Haltung, diesen Verbrechern auch nur einen Cent zukommen zu lassen.

Daher entscheide ich mich für einen anderen Weg. Ich werde das Geld nicht überweisen, aber ich werde einen Überweisungsbeleg präsentieren. Ich habe keine Idee, wie so ein Überweisungsbeleg aussehen könnte. Aber wenn ich nicht weiß, wie ein deutscher Überweisungsbeleg aussieht, warum sollte es dann ein Inder wissen? Mit meinen Photoshop-Skills und ein paar Klicks erstelle ich ein Dokument, dass ich nach Indien senden werde:

Mein fingierter Einzahlungsbeleg

Als erste soll Mariya erfahren, dass das Geld jetzt endlich unterwegs ist und dass ihr letzter Wunsch jetzt in Erfüllung gehen kann: Ihr Millionennachlass soll durch mich verwaltet werden. So schreibe ich ihr und hänge das oben gezeigte Foto mit an:

Hallo liebe Mariya,

es schmerzt mich zu lesen, dass es Dir nicht gut geht. Meine Oma hat mir bei Fieber immer Wadenwickel gemacht – vielleicht hilft das auch bei Dir! Hast Du eine Oma, die Wadenwickel für Dich machen kann?

Ich habe auch noch eine gute Nachricht: Ich war heute bei der Bank und habe das Geld überwiesen. Sagst Du mir, wie es jetzt weitergeht?

Viele Grüße

Thomas Haselmann

Und natürlich soll auch mein Anwalt erfahren, dass der Lohn für seine Arbeit sich schon auf den Weg nach Indien gemacht hat:

Sehr geehrter Meenal Kashyap,

ich war heute Morgen bei meiner Bank und habe den Betrag auf das angegebene Konto überwiesen. Den Einzahlungsbeleg finden Sie im Anhang. Ich freue mich, wenn Sie mir die von Ihnen bearbeiteten Dokumente zusenden.

Viele Grüße

Thomas Haselmann

Ich bin gespannt, ob er meinen gefälschten Einzahlungsbeleg anerkennt. Allerdings ist klar, dass das Geld niemals ankommen wird – schließlich habe ich nie etwas überwiesen. Aber ich habe wieder ein paar Tage gewonnen, um mehr über die Mariya-Machenschaften zu erfahren.

Ich fiebere der Antwort des Anwalts entgegen und hoffe, dass er mein Foto als Beleg anerkennt.

9 Kommentare

  1. Andera

    Ich bin soooooo gespannt……🤗

  2. Jutta

    Super Idee mit dem Einzahlungsbeleg
    Bin gespannt welche Antwort da kommt

  3. Claudia

    Clevere Idee, ich bin gespannt 🤩

  4. Volker

    Kann kaum morgen 17.00 Uhr erwarten; ist ne lieb gewonnen Tradition geworden hier alles mitverfolgen zu dürfen: auch wenn ich später meinen Kaffee auf dem Balkon vermissen werde, wenn in hoffentlich erst 100 Filgen die Geschichte geschlossen wird. Die Geschichte mit dem Wadenwickel finde ich besonders

  5. cloDe b.

    Deine Geschichte begleitet mich nun schon seit Beginn meines Sommerurlaubes und macht diese Tage dadurch noch etwas mehr besonders. Ich freue mich auf jede Folge 🙂

    • Thomas

      Vielen Dank ☺️ Genießt Euren Urlaub!

  6. Volker

    Aber eines muss man ehrlich sagen : geschäftstüchtig ist der Bankberater schon. Denkt nur an das Unternehmen, und nicht an den eigenen Vorteil (nein, nicht dass er sich selbst als Verwalter anbieten wollte).

    Ich denke, Markija hätte sich in ihrer Situation viel Ärger und vor allem Arbeit mit dem Schriftverkehr mit dem Berater sparen können, wenn sie von vorne herein ehr einer Adoption von Dir zugestimmt hätte (Okay, müsstest dann wahrscheinlich auch alle Papiere neu beantragen, da sie mit den Millionen nicht die gleichen Möglichkeiten hätte, es zu übernehmen; oder sie hatte nur die Angst in ihren Zustand auch noch als Wahlfranke zu gelten).

    Wundere mich nur, dass der geschäftstüchtige Bankier noch von keiner anderen Bank abgeworben wurde; schließlich gibt er sich viel Mühe mit seinen potenziellen Kunden!

  7. Hans

    Lieber Thomas,
    ist die ganze Geschichte schon vor vier Wochen passiert oder ist da ein Fehler drin: das Datum 20.06.2022 ist schon ne Weile her. Wenn dem so ist, hättest Du einen Wissensvorsprung von 4 Wochen. Krass.

    • Thomas

      Hallo Hans, das, was ich heute veröffentliche, ist mir vor ca. 3-4 Wochen passiert. Manchmal passiert auch ein bis zwei Tage gar nichts, und durch den Puffer kann ich dafür sorgen, dass es hier jeden Abend etwas zu Lesen gibt. Und ich kann versprechen: Die Sache geht noch mindestens 4 Wochen weiter und wird immer abgefahrener 🙈

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