a true crime experience

Mein Kuvert ist in Frankreich…

Gestern habe ich mein Kuvert, in dem statt Bargeld aber nur gefälschte Zollpapiere stecken, auf den Weg nach Paris gebracht. Die Sendungsnummer zur Verfolgung des Kuverts habe ich an den Bankberater Ramold Alex gesendet, der heute morgen auf meine Email geantwortet hat:

Sehr geehrter Kunde Thomas Haselmann,

Wir bestätigen den Eingang Ihrer Zahlung. Wir halten Sie auf dem Laufenden, sobald der Empfänger Ihre Zahlung bestätigt.

Wie viel war in dem Umschlag?

Die Frage, wie viel Geld ich in das Kuvert gesteckt hätte, scheint den Bankberater sehr zu beschäftigen. Die gleiche Frage stellt er mir parallel auch per WhatsApp. Etwas gehetzt antworte ich ihm schnell per WhatsApp: “8.500 Euro – so, wie Sie gesagt haben. Ist der Brief schon angekommen?”.

Meine Antwort war etwas unüberlegt. Ausgemacht waren nämlich 8.600 Euro, und der Bankberater weist mich per WhatsApp darauf hin, dass ich zu wenig Geld in das Kuvert gesteckt hätte.

Ich versuche, den Fehler durch meine Naivität und mein technisches Unverständnis zu entschuldigen: “Selbstverständlich sind 8.600 Euro im Kuvert. Ich habe mich vertippt auf dem Handy. Das WhatsApp ist alles noch so neu für mich und die Tatstatur ist so klein.” Ich hoffe, er lässt diese Ausrede durchgehen.

Zudem erhalte ich eine weitere Email. Diesmal tatsächlich von einem echten Absender – von der Deutschen Post:

Guten Tag,

am 11.07.2022 haben Sie uns beauftragt, Sie per E-Mail über den aktuellen Status Ihrer Sendung mit der Nummer RT035624704DE zu informieren.

Folgende Information zu Ihrer Sendung liegt uns nun vor:

Die Sendung wurde am 12.07.2022 im internationalen Logistikzentrum zur Weiterbeförderung nach Frankreich übergeben. Weitere Informationen stellt auch das Postunternehmen des Ziellandes auf der eigenen Homepage zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Kundenservice

Sendungsverfolgung:
https://www.deutschepost.de/briefstatus

Deutsche Post AG
Ihr Kundenservice
53247 Bonn
Deutschland

Das Kuvert braucht eine ganze Woche, bis es in Paris ankommt. Täglich erhalte ich Updates von der Deutschen Post.

Als das Kuvert endlich die französische Grenze passiert, verfolge ich es weiter über die Internetseite des französischen Postunternehmens “La Poste”.

Ich stelle mir die Frage, ob die Gauner jetzt endlich am Ziel sind. Mein Kuvert ist auf den Weg gebracht und ich bin mir nicht sicher, ob von deren Seite noch genug Motivation besteht, mit mir per Email zu kommunizieren.

Ich sende daher eine Email an Mariya und bin gespannt, ob ich überhaupt noch einmal eine Antwort erhalten werde:

Liebe Mariya,

ich habe lange keine Nachricht mehr von Dir bekommen. Wie geht es Dir?

Das Geld von Dir habe ich noch nicht, aber ich habe 8600 Euro bezahlt an die Deutsche Bank und ich hoffe, dass alles jetzt sehr schnell geht.

Bitte schreibe mir, wie es Dir im Krankenhaus geht. Vielleicht kannst Du mir ein aktuelles Bild von Dir schicken?

Viele Grüße

Thomas Haselmann

Auch dem Bankberater sende ich eine Email. Vielleicht hat er aktuellere Infos über den Gesundheitszustand von Mariya:

Hallo Mr. Ramold,

Ist das Geld heute angekommen? Ich habe es schon am Montag zur Post gebracht.

Und können Sie mir sagen, wie es Mariya Singh gesundheitlich geht? Sie antwortet mir leider nicht und ich habe große Sorgen um sie.

Thomas Haselmann

Spätestens morgen sollte das Kuvert beim Empfänger ankommen. Ob ich aber noch einmal eine Email von Mariya oder von der Deutschen Bank erhalte, kann ich jetzt noch nicht abschätzen.

2 Kommentare

  1. Claudia

    Bin gespannt ob nochmal eine Nachricht von Mariya kommt 😊

  2. Hans

    8500 € statt 8600 €. Der Bande kann doch das gleichgültig sein. Vielleicht besteht die Betrügerbande aus ehemaligen Finanz- und Staatsbeamten – da muss dann alles korrekt sein. Ich bin auf morgen gespannt, wenn die Brut nur das Finanzdokument in den Händen hält. Ich habe meinen Fernseher abgemeldet, denn Deine Geschichte ist interessanter als der Münster-Krimi. Thomas, bleib dran! Übrigens habe ich vor zwei Wochen eine Verwandschaftsanzeige aus Südamerika erhalten. Ein enger Verwandter war Mineningenieur und ist bei einer Explosion ums Leben gekommen. Können wir da was machen? Irgendwann muss es doch mit den Millionen klappen. Ich werde dem Anwalt meines zerfetzten Onkels ein Rubbellos der bayerischen Lotterie schicken. Bei etwas Glüch sind alle Notarskosten bezahlt.

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