Tatsächlich erhalte ich heute, ganze zwei Tage, nachdem ich mich an die mir übermittelte und gefälschte Adresse der Deutschen Bank in Indien gewandt habe, eine Email. Diese beginnt ganz klassisch mit einem Adresskopf:
Deutsche Bank
Erdgeschoss, ECE-Haus Main
Gebäude, 28, Kasturba Gandhi Marg,
Neu-Delhi, Delhi 110001 Indien
E-Mail: info@dbkonline-in.com
Bevor ich weiterlese, bemühe ich einen Online-Kartendienst, um herauszufinden, welcher Ort sich hinter der angegebenen Adresse der Bank verbirgt. Das Ergebnis überrascht: Hinter der Adresse verbirgt sich tatsächlich eine Filiale der Deutschen Bank in Delhi.
Der zuständige Bank-Mitarbeiter, Mr. Alex Ramold, kommt in seiner Email an mich ohne Umschweife auf den Punkt:
Achtung Sehr geehrter neu ernannter Begünstigter
Wir haben Ihre E-Mail erhalten und wir bestätigen, dass Sie der ernannte Begünstigte von Frau Mariya Singh sind und wir Ihnen die Einzahlungsgelder gemäß den Anweisungen von Frau Mariya Singh überweisen, aber bevor diese Bank mit der Überweisung von 10.850.000,00 € auf Ihr Bankkonto fortfährt , müssen Sie uns Ihre Bankdaten übermitteln, damit die Überweisung zu diesem Zeitpunkt beginnen kann.
Wow, das war ja einfach: eine kurze Email schreiben und schon wird mir bestätigt, dass mir fast 11 Millionen Euro zustehen. Aber scheinbar geht es in Wirklichkeit darum, meine Bankdaten in Erfahrung zu bringen. Aber warum mit so viel Aufwand? Bankdaten stehen auf vielen Internetseiten, selbst mein Bäcker hat seine Bankdaten auf der Brötchentüte abgedruckt. Also warum die ganze Geschichte um die sterbenskranke Mariya? Alex Ramold schreibt weiter:
Außerdem gibt es drei (3) Dokumente, die für die Sicherung der Geldüberweisung benötigt werden, bevor wir mit der Geldüberweisung an Sie beginnen können. Wenn wir Ihre Bankdaten erhalten, werde ich Sie über die Dokumente informieren und wie Sie sie zu uns bekommen Bank so schnell wie möglich.
Wenn ich den indischen Bänker richtig verstehe, benötigt er drei Dokumente von mir, bevor das Geld an mich transferiert werden kann. Und Details möchte er mir erst verraten, wenn er meine Bankdaten kennt. Er wird diesbezüglich sogar noch konkreter:
Es wird empfohlen, uns Ihre Bankdaten wie unten aufgeführt zuzusenden, damit wir die Nachlassgelder in Höhe von 10.850.000,00 € überweisen können, nachdem alle wenigen Verfahren zur Rückzahlung der Gelder gemäß den Anforderungen dieser Bank durchgeführt wurden.
Bankdaten wie gewünscht.
Bank Name:
Kontonummer:
IBAN:
Bankadresse:
BIC:
Kontoinhaber Name:Nachdem wir diese Details erhalten haben, werden wir Sie über die 3 Dokumente informieren, die für die Rückzahlung der Gelder erforderlich sind, bevor die Gelder überwiesen und Ihrem Bankkonto gutgeschrieben werden, wie von Frau Mariya Singh, Ihrer Wohltäterin, angewiesen.
Es klingt so, als ob wir nur vorankommen, wenn ich meine Bankdaten tatsächlich nach Indien sende.
Warten Sie schnell auf Ihre E-Mail
Thanks for your business as usual.
Signed.
Head Banking Operations.
Customer service department.
Mr. Ramold Alex
Phone +918904635993
Die Telefonnummer in der Signatur der Email deutet tatsächlich auch auf eine Rufnummer in Indien hin. Neugierig wie ich bin, stelle ich mein Telefon so ein, dass die Rufnummer unterdrückt wird, und wähle die Nummer:
Trotz mehrfacher Versuche ist unter der Nummer niemand zu erreichen. Aber immerhin scheint die Nummer vergeben zu sein. Was die Sprachen in der Ansage angeht – ich höre drei verschiedene – bin ich mir ebenfalls unsicher. Die erste Ansage ist in englischer Sprache, aber die beiden anderen? Falls jemand eine Idee hat, dann möge er bitte einen Kommentar zu diesem Beitrag hinterlassen. Vorab vielen Dank!
Besonders ironisch wirkt übrigens auch die Fußzeile der Email:
Auf uns können Sie vertrauen. Das Beste im Bankensystem zu geben, ist unsere Priorität.
Wenn ich bisher Eines gelernt habe, dann dass ich in der Causa Mariya überhaupt niemandem vertrauen sollte.
Nur wenige Minuten nach der Email der Deutschen Bank erreicht mich übrigens auch noch eine Email aus dem Krankenzimmer der sterbenskranken Mariya. Die Synchronität nährt meinen Verdacht, dass Bänker und Mariya in Wirklichkeit ein und dieselbe Person sind – aber einen Beweis für diese Vermutung habe ich nicht. Mariya schreibt mir:
Hallo mein lieber Begünstigter
Ich erhalte Ihre Nachricht. Bitte befolgen Sie die Anweisungen der Deutschen Bank, um die Überweisung an Sie zu ermöglichen.
Danke und Gott schütze dich.
Mit freundlichen Grüßen
Schwester Mariya Singh
Scheinbar ist meine Gönnerin nicht in Stimmung zu längeren Wortgefechten. Sie verweist mich an den Kontakt zur Deutschen Bank und fordert mich auf, deren Anweisungen zu befolgen. Das werde ich sicherlich auch tun, aber zuerst einmal muss ich darüber nachdenken, ob ich wirklich meine Bankdaten preisgeben möchte.
Wow, dein ganzer Blog ist sehr interessant und spannend, danke dafür!
Die Sprachen kann ich allerdings nicht bestimmen!
Meine Güte, was für eine Geschichte! Die Sprachen kenne ich leider nicht, aber vielleicht der Google-Übersetzer?!?
Habe ich schon versucht. Aber die Funktion “Sprache erkennen” liefert mir auch keine Ergebnisse leider 🙁
Ey, wenn alles stimmt, ich mach dir nen Vorschlag. Ich habe ein super Sozialprojekt. Ne Million würde mir genügen.
Lg Tom
Wenn das Geld da ist sprechen wir!
Klar, machen wir so. Viel Glück beim Transfer.
Lg Tom
😉
Mist, seit dem Block hat RTL2 mich als Kunden (Zuschauer) verloren; zu sehr zieht mich die Geschichte in den Bann; jeder von uns wollte schon mal genau das gleiche tun : einer armen alten Frau helfen, die uns im Gegenzug Millionen dafür geben möchte.
Thomas, Du bist schuld … Keine Inseltrash Folgen mehr; keine Script Doku, jetzt gibt es nur noch diese spannende Seite!
1000 Dank für den Kommentar. Ja, das hat hier fast was von ner Soap. Weniger Titten als bei RTL2, aber dafür schreibt die Geschichte tatsächlich das Leben!
Ich habe von einer lieben Freundin den Hinweis erhalten, dass es sich wohl bei der dritten Sprache im Soundfile tatsächlich um Hindi handelt. In welcher Sprache der mittlere Teil gesprochen ist, weiß ich immer noch nicht 🤷