a true crime experience

Kategorie: Meenal Kashyap (Seite 1 von 3)

“Fahr zur Hölle” – das Finale.

Mein Kuvert, in dem vermeintlich 8.600 Euro in Scheinen stecken, sollte heute sein Ziel in der französischen Hauptstadt erreichen. Noch ist es nicht angekommen, wie mir der Bankmitarbeiter Mr. Ramold Alex um 9 Uhr morgens per Email bestätigt:

Sehr geehrter Kunde Thomas Haselmann,

Wir haben das Geld noch nicht erhalten. Wir hoffen, dass es heute oder morgen ankommt.

Der Gesundheitszustand von Frau Mariya Singh ist wirklich schlecht. Der Arzt bestätigt, dass sie Atembeschwerden hat und nur mit Hilfe einer Sauerstoffmaske reagieren kann. Bei ihr wurde Krebs diagnostiziert und der Arzt sagte, sie werde nicht schreiben können und diese Krankheit nicht überleben.

Wir beten, dass Gott sie heilt und ihr Barmherzigkeit schenkt. Ihr Gebet ist gefragt.

Wir werden sicherstellen, dass Ihr Geld überwiesen wird, sobald das Geld eintrifft.

Ich habe starke Zweifel, dass meine Gebete beim Zusammenspiel von Krebs, Schlaganfall und Herzinsuffizienz noch etwas ausrichten können. Aber ich freue mich einmal mehr über den zynischen Pathos des betrügerischen Bankmitarbeiters. Schließlich weiß ich seit “Tag 1”, dass Mariya gar nicht existiert.

Auch der indische Anwalt Meenal Kashyap schreibt mir heute Vormittag noch eine Email und unterstreicht die Aussagen des Bankmitarbeiters:

Hallo Sehr geehrter Thomas Haselmann,

Der Gesundheitszustand von Frau Mariya Singh ist schlecht. Sie leidet unter Atembeschwerden und wurde mit Sauerstoff maskiert. Der Arzt bestätigt, dass sie dies möglicherweise nicht überleben wird. Sie braucht deine Gebete. Sie kann ihrer Gesundheit zuliebe nicht schreiben.

Ich möchte, dass Sie alle Anweisungen der Deutschen Bank India befolgen, um Ihre Geldüberweisung auf Ihr Bankkonto zu ermöglichen.

Mit freundlichen Grüßen
Rechtsanwalt Meenal Kashyap Associate

Fast klingt es so, als werde ich von Mariya nichts mehr hören. Die beiden werden Mariya sterben lassen. Und obwohl ich weiß, dass Mariya niemals existierte, macht mich diese Gewissheit traurig. Schließlich war Mariya in den letzten Wochen fester Bestandteil meines Lebens. Jeder Tag öffnete ich gespannt meinen Posteingang und war neugierig, welche Informationen und Anweisungen ich wohl wieder aus Indien bekommen würde.

Tracking meiner Sendung.

Ebenfalls zum Ritual geworden ist mein täglicher Besuch auf der Internetseite des französischen Postunternehmens. Und heute erhalte ich endlich diese Meldung:

Ihre Sendung konnte nicht zugestellt werden. Für mehr Informationen lesen Sie bitte die Benachrichtigungskarte des Postzustellers in Ihrem Briefkasten.

Ich hatte beim Versenden meines Kuverts angegeben, dass es nur persönlich an den Empfänger ausgehändigt werden soll. Scheinbar konnte der Empfänger aber nicht angetroffen werden und es wurde eine Benachrichtigung für ihn hinterlassen. Das lässt darauf schließen, dass zumindest ein Briefkasten mit dem entsprechenden Namen an der Adresse in Paris existiert. Kurze Zeit später wird allerdings die Status-Mitteilung der französischen Post noch einmal aktualisiert:

Ihre Sendung wird auf Nachsendeantrag des Empfängers an eine neue Adresse nachgesendet.

Jetzt passiert genau das, was ich befürchtet habe: Mein Kuvert wird an eine andere Adresse weitergeleitet! Eine Adresse, die ich nicht kenne. Ich rufe die Hotline der französischen Post an und möchte erfahren, an welche Adresse mein Kuvert weitergeleitet wird. Allerdings scheitert die Kommunikation an meinen mangelhaften Französisch-Kenntnissen.

Daher entschließe ich mich, am Abend eine Email zu formulieren und meine Anfrage schriftlich an die Post in Frankreich zu stellen. Dazu wird es aber nicht mehr kommen, denn als ich heute nach Hause komme, finde ich verschiedene Nachrichten meines Bankmitarbeiters auf meinem Handy. Offensichtlich ist das Kuvert doch schon beim Empfänger angekommen:

Ich wurde entlarvt.

Scheinbar ist mein Plan nicht aufgegangen. Ich habe statt Geld nur Zollformulare in das Kuvert gepackt und hatte gehofft, dass somit der “schwarze Peter” nicht bei mir landen würde, sondern bei den europäischen Zollbehörden. Aber aus irgendeinem Grund wurde meinem Gegenüber heute klar, dass mein Ausweis gefälscht ist. Ein Ausweis, den ich ihm bereits vor Wochen zugeschickt habe.

“Du bist ein Betrüger und du spielst mir uns vor”. Ich würde es vermutlich nicht so drastisch formulieren, aber im Kern stimmt die Aussage. Ich habe wochenlang den naiven, zahlungswilligen Internetnutzer nur gemimt. Ob ich aber deshalb ein Betrüger bin? Immerhin haben die letzten Wochen doch gezeigt, dass die Betrüger am anderen Ende der Internetleitung sitzen und genauso mit mir “gespielt” haben.

Ich habe noch weitere Nachrichten erhalten:

Ich bin ein Fake-Ass-Mann.

Warum merkt mein Gegenüber erst heute, dass das Geburtsdatum auf meinem Ausweis, der 30. Februar, ungültig ist? Warum fällt erst heute auf, dass die Ausweisnummer erfunden ist? Ich kann es nicht sagen. Aber ich lese den Zorn zwischen den Zeilen von Mr. Ramold Alex: Ich sei ein Fake-Ass-Mann!

Ich überlege, wie ich auf die Beleidigung reagieren soll. Ein Betrüger, der mit vorwirft, ein Betrüger zu sein. Allerdings muss ich nicht lange überlegen. Es kann nur eine Antwort auf seine WhatsApp-Nachricht geben! Daher schreibe ich ihm:

I did what I did for Mariya 😘

Die Antwort von Mr. Ramold Alex lässt nicht lange auf sich warten:

Der Mitarbeiter der indischen Bank schickt mich zur Hölle und bezeichnet mich einmal mehr als Betrüger (Scammer). Das möchte ich allerdings nicht einfach so stehen lassen. Daher antworte ich ihm noch einmal:

Meine letzte WhatsApp-Nachricht.

Meine Gegenfrage bleibt unbeantwortet. Für immer. Mr. Ramold Alex hat mich blockiert, und meine Nachricht kann nicht mehr zugestellt werden.

An dieser Stelle endet die Geschichte um Mariya sehr abrupt. Eine Geschichte, die mit einer Spam-Mail aus Indien begann und die mich dazu verleitet hat, einen Ausweis und Kontobelege zu fälschen. Eine Geschichte mit geklauten Fake-Konten in Deutschland und einer Postadresse in Frankreich. Eine Geschichte, in der ich als der “von Gott ausgewählte” bezeichnet wurde, um dann letztlich zur Hölle geschickt zu werden.

Ich freue mich über jede Leserin und jeden Leser, die mich in den letzten Wochen begleitet haben. Und ich hoffe, dass die Geschichte um Mariya gleichzeitig sensibel macht und als Warnung vor dubiosen “Geschäftemachern” im Internet dient.

Auch wenn die Geschichte um Mariya hiermit beendet ist, hat sich im Nachhinein noch ein spannender Hinweis auf die Hintermänner ergeben. Daher wird es morgen um 17 Uhr noch einmal ein letztes Update geben!

Hat Mariya die Operation überstanden?

Gestern hat mich der indische Anwalt darüber informiert, dass es Mariya sehr schlecht gehe und dass eine schwere Herz-OP anstehe, deren Ausgang ungewiss sei. Und obwohl ich weiß, dass es Mariya gar nicht gibt und die Geschichte um die sterbenskranke Millionärswitwe nur erfunden ist, tut es mir leid, das zu hören. Schließlich ist sie nicht nur die Namenspatronin dieses Blogs, sondern ich habe seit einigen Wochen auch einen regen Email-Austausch mit ihr. Daher schreibe ich den Anwalt an:

Sehr geehrter Rechtsanwalt Meenal Kashyap,

vielen Dank, mir geht es gut. Leider hat die Überweisung auf mein Konto noch nicht geklappt, weil noch ein Überweisungscodes fehlt. Die Deutsche Bank in Indien kümmert sich darum. Ich werde morgen die Gebühren dafür überweisen, und dann soll alles ganz schnell gehen.

Das sind sehr traurige Nachrichten von Mariya Singh! Haben Sie gehört, wie es ihr geht? Hat sie die Operation gut überstanden?

Ich habe ein Problem: Mariya hat mir geschrieben, ich soll 60% des Geldes für gute Zwecke einsetzen. Sie hat mir aber noch nicht gesagt, was genau das bedeutet. Wissen Sie, was Mariya damit gemeint hat?

Viele Grüße

Thomas Haselmann

Ich muss nicht sehr lange auf eine Antwort warten:

Hallo Sehr geehrter Thomas Haselmann,

Ich bestätige den Erhalt Ihrer E-Mail. Frau Mariya Singh lebt noch, aber ihr Gesundheitszustand ist sehr schlecht. Die 60 % des Fonds sollten für Ihren persönlichen Gebrauch bestimmt sein und gehören Ihnen und Ihrer Familie für Ihren Einsatz und Ihr Engagement für die Wohltätigkeitsprojektarbeit, während 40 % des Geldes für die Wohltätigkeitsprojektarbeit, bedürftige Menschen auf der Straße, verwendet werden und das Helfen des Waisenhauses und der Kirchen oder der Moschee.

Mrs. Mariya Singh wird Ihnen schreiben, sobald es ihr besser geht. Ich möchte, dass Sie den Anweisungen der Deutschen Bank India folgen und versuchen, sie gemäß den Anweisungen des Finanzministeriums zur Zahlung der Steuergesetzgebung zu überweisen.

Mit freundlichen Grüßen
Rechtsanwalt Meenal Kashyap Associate

Mariya lebt – das ist schön zu lesen! Ansonsten wieder nur der immer wieder auftauchende Hinweis, ich solle den Anweisungen der Deutschen Bank in Indien befolgen. Die schreibt mir gerade per WhatsApp:

Wir freuen uns auf die Sendungsverfolgungsnummer von Ihnen.

Versuchen Sie bitte, es mit zwei Umschlägen zu verschließen, damit das Geld sicher ist.

Hinweis: Zweck der Zahlung sollte der persönliche Gebrauch für einen Freund sein, den Sie kennen, oder die Renovierung des Hauses eines Freundes.

Es wird immer unglaubwürdiger. Das Geld für Delhi soll an einen Nigerianer in Paris gesendet werden und der Verendungszweck soll “Renovierung des Hauses eines Freundes” sein? Ich frage mich immer wieder, wer auf so etwas hereinfällt.

Die Antwort liegt dabei aber klar auf der Hand: Ich!

Morgen werde ich das Kuvert zur Post bringen. Und ich weiß inzwischen auch, was in dem Kuvert sein wird!

Stirbt Mariya?

Ich erwarte eine Antwort des indischen Bankmitarbeiters Ramold Alex, warum ich Geld für ihn nicht nach Delhi, sondern nach Paris senden soll. Stattdessen erreicht mich eine Email “meines” indischen Anwalts Meenal Kashyap, von dem ich seit mehreren Tagen nichts mehr gehört hatte:

Hallo Sehr geehrter Thomas Haselmann,

Wie geht es dir und deiner Familie? Ich möchte Ihnen schnell mitteilen, dass mir der Arzt gestern geschrieben hat, dass der Gesundheitszustand von Frau Mariya Singh sehr schlecht ist. Sie hatte letzte Nacht eine Herzinsuffizienz und wird jetzt einige Tage lang keine Nachrichten senden können. Der Arzt bestätigte, dass sie sich heute einer Herzoperation unterziehen wird. Lasst uns für sie beten und hoffen, dass sie überlebt.

Ich möchte, dass Sie ihre Nachricht nur an diese E-Mail-Adresse senden, weil sie mir mitgeteilt hat, dass sie nur unter dieser E-Mail-Adresse erreichbar ist.

mariyasingh50@hotmail.com

Wie bereits in der Vergangenheit scheinen die Hintermänner Probleme zu haben, auf ihre Emails zuzugreifen. Die “alte” Adresse von Mariya soll ich nicht verwenden. Und wenn meine Emails an die neue Adresse unbeantwortet bleiben, dann lässt sich das mit dem schlechten Gesundheitszustand meiner Gönnerin begründen. Die “Inder” haben wirklich an alles gedacht!

Abschließend möchte ich, dass Sie alle Anweisungen der Deutschen Bank India befolgen, um die Freigabe des Überweisungscodes für die Überweisung auf Ihr Bankkonto zu ermöglichen.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

Mit freundlichen Grüßen
Rechtsanwalt Meenal Kashyap Associate

Der Anwalt weiß also auch darüber Bescheid, dass der Transfer meiner Millionen nach Deutschland am fehlenden Überweisungscode gescheitert ist. Warum auch nicht – schließlich scheinen Mariya, Anwalt und Bankmitarbeiter die gleiche Person zu sein.

Mariya geht es also sehr, sehr schlecht. Doch noch bevor meine Tränen wegen dieser schlechten Nachricht trocknen können, erreicht mich die eigentlich erwartete Email von der Deutschen Bank in Indien:

Sehr geehrter Kunde Thomas Haselmann,

Die Adresse in Paris Frankreich ist korrekt. Sie können es nicht an eine Adresse in Neu-Delhi senden, da dies in Delhi, Indien, nicht zulässig ist. Es wird daher empfohlen, es an die Adresse unseres Finanzsekretariats in Paris, Frankreich, zu senden.

Hinter dem nigerianisch anmutenden Namen verbirgt sich also das Finanzsekretariat der Deutschen Bank. Diese Information entkräftet mit einem Schlag all meine Skepsis und meine Zweifel. Zudem wiederholt Ramold Alex seine Handlungsanweisung:

Auch hier wird empfohlen, die Zahlung über die Deutsche Bundespost oder eine Postfiliale in Ihrer Nähe zu versenden. Alles, was Sie tun müssen, ist, zu Ihrer Bank zu gehen und nur den Bargeldbetrag von 8600 Euro abzuheben und ihn in einen versiegelten Umschlag zu stecken und an die untenstehende Adresse zu senden. Sie können auch zwei Umschläge verwenden, um das Bargeld zu sichern, es versiegeln und an die unten stehende Adresse senden.

Name: Osazuna Osaigbovo
Adresse: 12 bis boulevard Victor
Postleitzahl : 75015
Stadt : Paris

Senden Sie uns die Sendungsverfolgungsnummer am Montag, sobald das Geld gebucht wurde, damit wir den Lieferprozess verfolgen können.

Hinweis: Senden Sie es per Expresszustellung, damit wir es rechtzeitig erhalten.

Ich bin mir sicher, dass ich ein Kuvert nach Paris senden werde. Und ich bin mir sicher, dass in diesem Kuvert kein Bargeld sein wird. Aber was könnte in dem Kuvert sein? Ein GPS-Tracker vielleicht? Um noch etwas Zeit zum Nachdenken haben zu können, antworte ich dem Anwalt:

Sehr geehrter Mr. Ramold Alex,

vielen Dank – ich gehe morgen Vormittag zur Bank und werde das Geld abholen. Mittags werde ich zur Post gehen und Ihnen das Kuvert an die Adresse in Paris senden. Die Sendungsnummer zur Sendungsverfolgung sende ich Ihnen dann am Abend, wenn ich wieder zuhause bin.

Viele Grüße

Thomas Haselmann

Nur noch unterschreiben…

Ich bin immer noch euphorisch, dass ich ganz kurz vor dem großen Geldregen stehe und entschließe mich, zuerst einmal Mariya zu informieren. Schließlich ist sie meine Gönnerin und soll daher auch über den aktuellen Verlauf unterrichtet sein:

Hallo liebe Mariya,

wie geht es Dir heute? Dein Anwalt hat mir geschrieben und den Geldeingang bestätigt. Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat!

Zudem hat er mir drei Dokumente zugeschickt, die ich noch unterschreiben muss. Das kann ich erst morgen machen, aber dann werde ich die Dokumente direkt zur Deutschen Bank in Indien senden.

Erzähl mir bitte noch etwas von Dir? Wie geht es Dir momentan?

Viele Grüße

Thomas Haselmann

Noch bevor ich zum Unterschreiben der Dokumente komme, erreicht mich eine weitere Email des Anwalts:

Hallo Sehr geehrter Thomas Haselmann,

Bitte drucken und unterschreiben Sie die Dokumente und senden Sie sie an die Deutsche Bank India an die untenstehende E-Mail-Adresse.

info@dbkonline-in.com

Mit freundlichen Grüßen
Rechtsanwalt Meenal Kashyap Associates

So einfach, wie der Anwalt sich das vorstellt, ist die Sache dann aber doch nicht. Schließlich kennt der Anwalt “meine” Unterschrift schon: Vor einigen Wochen hatte ich meinen Ausweis fälschen müssen (siehe Meine neue Identität), und dieser Ausweis ist mit “Mustermann” unterschrieben. Außerdem möchte ich nicht, dass meine echte Unterschrift auf irgendwelchen Dokumenten auftaucht.

Ich möchte aber auch nicht künstlich die Mustermann-Unterschrift in die Dokumente retuschieren. Daher drucke ich alle Dokumente aus und lasse sie von einer Komplizin (Danke!) mit Mustermann unterschreiben.

Parallel zur Unterschrift trifft auch eine WhatsApp-Nachricht auf meinem Smartphone ein. Mr. Ramold Alex von der Deutschen Bank in Indien schreibt:

Bitte senden Sie das unterschriebene Dokument an meine E-Mail. info@dbkonline-in.com

Die Inder haben es wohl wieder mal eilig. Daher scanne ich die unterschriebenen Dokumente ein und sende eine Email an die angegebene Adresse:

Sehr geehrte Damen und Herren,

anbei erhalten Sie die gewünschten und unterschriebenen Dokumente zurück. Bitte bestätigen Sie mir den Empfang.

Gerne sende ich Ihnen die Dokumente auch im Original zu – lassen Sie mir bitte bei Bedarf die Postadresse zukommen.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Haselmann

Was ist das für ein Geschäftsgebaren, bei dem gescannte Dokumente ohne Original-Unterschrift ausreichend sind, um einen Millionendeal abzuwickeln? Ich biete zumindest an, die mit “Mustermann” unterschriebenen Dokumente auch im Original nach Indien zu senden, auch wenn ich nicht damit rechne, dass mir eine Postadresse mitgeteilt wird.

Ich bin sehr gespannt, was jetzt passieren wird!

Aller guten Dinge sind drei

Der falsche Anwalt aus Indien, der mir gestern tatsächlich bestätigt hat, dass meine 1.460 Euro bei ihm angekommen sind, behält Wort und sendet mir heute eine Email mit den von ihm erstellten Dokumenten. Diese fordert die Deutsche Bank in Indien, um mir meinen Millionenbetrag auszahlen zu können.

Hallo lieber Thomas Haselmann,

Anbei sind die drei Dokumente

1. Eidesstattliche Erklärung
2. Begünstigtenurkunde und
3. Eiddokument,

die von dieser Kammer, der Deutschen Bank und Frau Mariya Singh vollständig unterzeichnet wurden. Es wird erwartet, dass Sie als neuer Begünstigter des Fonds die drei Dokumente unterzeichnen.

Sie müssen die drei Dokumente mit Ihrer Unterschrift des Begünstigten unterschreiben und an die Deutsche Bank of India zurücksenden, um den Betrag von 10.850.000,00 € auf Ihr Bankkonto zu überweisen.

Mit freundlichen Grüßen
Rechtsanwalt Meenal Kashyap Associates

Im Anhang der Email befinden sich tatsächlich drei PDF-Dateien. Ich untersuche die Dateien auf etwaige Viren und sehe mir zuerst die Meta-Daten an, in denen normalerweise Angaben zum Verfasser des Dokumentes gespeichert sind. Alle Felder sind leer und lassen keinen Rückbezug zum Ersteller der Dokumente zu. Also werfe ich einen Blick auf die Dokumente selbst. Zuerst auf die “eidesstattliche Erklärung”:

Ein gestalterisch wenig ansprechendes Sammelsurium an Clip-Arts und Logos. Darunter ein paar Unterschriften, bei denen nicht einmal der dazugehörige Name abgedruckt ist. Aber wenigstens habe ich es jetzt schwarz auf weiß: Ich bin ehrlich, loyal und alle Informationen über mich sind legitim. Alles bestätigt durch einen Anwalt – ich werde mir dieses Dokument einrahmen lassen!

Danach öffne ich das Dokument, das mich als Begünstigten ausweist:

Eine derartige Häufung von Clip-Arts in nur einem Dokument habe ich seit den 1990er Jahren nicht mehr gesehen. Die Macher im Hintergrund betreiben ganz schön viel Aufwand. Dabei haben sie die 1.460 Euro doch schon erhalten.

Auch das dritte Dokument soll scheinbar so etwas sein wie eine eidesstattliche Versicherung:

Auch das letzte Dokument hat eine eigenwillige Ästhetik. Aber ich freue mich, dass sich der Anwalt bereits die Mühe gemacht hat, alle Zertifikate in deutscher Sprache auszuarbeiten.

Sie müssen die drei Dokumente mit Ihrer Unterschrift des Begünstigten unterschreiben und an die Deutsche Bank of India zurücksenden, um den Betrag von 10.850.000,00 € auf Ihr Bankkonto zu überweisen.

Ich bin also ganz kurz vor dem Ziel. Ich muss nur noch die Dokumente unterschreiben und die Dokumente an die Deutsche Bank senden, und dann bin ich Millionär. Ich schreibe Meenal Kashyap noch kurz:

Hallo Herr Meenal Kashyap,

vielen Dank für die Dokumente. Ich kann diese allerdings erst morgen ausdrucken. Ich werde diese dann unterschreiben und direkt an die Bank senden.

Vielen Dank für Ihre gute Arbeit!

Viele Grüße – auch an Mariya Singh

Thomas Haselmann

Und jetzt stell ich mir erstmal eine Flasche Champagner kalt, um morgen entsprechend stilvoll auf meine Millionen anstoßen zu können…

Ich hätte mit allem gerechnet – aber nicht damit!

Die Email, die mich eben erreicht hat, macht mich sprachlos. Ich habe mich schon darauf eingestellt, dass der Ton meines Anwalts noch schärfer wird und er noch vehementer auf “sein” Geld drängt, aber mit dem Inhalt dieser Email konnte ich wirklich nicht rechnen. Fassungslos und voller Unverständnis lese ich seine Worte:

Hallo Sehr geehrter Thomas Haselmann,

Ihre Zahlung in Höhe von 1460 Euro ist heute Morgen eingetroffen und eingegangen. Ich werde heute mit der Bearbeitung der drei Dokumente beginnen.

Danke für dein Verständnis.

Mit freundlichen Grüßen
Rechtsanwalt Meenal Kashyap Associates

Ich lese die Zeilen immer wieder. Der Anwalt bestätigt mir, dass meine Zahlung von 1.460 Euro heute bei ihm eingetroffen ist. Eine Zahlung, die ich nie geleistet habe!

Wie kann das sein?

“Wer verarscht hier eigentlich wen?”, ist die Frage, die sich mir unweigerlich aufdrängt.

Bisher dachte ich, es gehe darum, einem naiven Internetnutzer durch eine erfundene Geschichte Geld abzuluchsen. Und damit sei dann das Ziel erreicht. Aber ich habe nicht bezahlt – und trotzdem bestätigt er mir, dass mein Geld auf dem von ihm genannten Konto gutgeschrieben sei.

Eine andere Erklärung könnte sein: Irgendein anderer Mensch, irgendwo auf dieser Welt, ist auf die erfundene Geschichte von Mariya hereingefallen und hat tatsächlich Geld überwiesen. Und der Anwalt hat diese reale Zahlung auf sein Konto fälschlicherweise mir zugeordnet. Immerhin habe ich ja nachhaltig behauptet, ich hätte bezahlt und habe das auch durch Fotos von gefälschten Kontoauszügen quasi belegt.

Alles in allem bin und bleibe ich aber ratlos: Ich habe weder brauchbare persönliche Daten geliefert noch Geld – und trotzdem kündigt der Anwalt mir an, er würde jetzt die Dokumente für die Deutsche Bank in Indien anfertigen.

Ich schreibe ihm eine kurze Email:

Sehr geehrter Rechtsanwalt Meenal Kashyap,

vielen Dank für Ihre Email. Es freut mich, dass das Geld endlich bei Ihnen eingetroffen ist und ich möchte mich ausdrücklich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen. Es ist mir fast peinlich, dass Sie so lange warten mussten.

Wie geht es denn jetzt weiter?

Viele Grüße

Thomas Haselmann

Es ist fast zynisch, dass ich mich für die lange Dauer des Geldtransfers auch noch entschuldige. Aber ich mache mir immer wieder bewusst, dass ich ja derjenigw bin, der abgezockt werden soll. Daher muss ich mich nicjt mit Sarkasmus oder Zynismus zurückhalten.

Unabhängig davon habe ich aber keine Vorstellung, wo das alles noch hinführen soll! Ich bin gespannt auf die Dokumente, die ich jetzt erhalten soll und wie es morgen weitergehen wird!


Mich interessiert, wer hier so alles mitliest. Ich freue mich über einen Kommentar, wer dabei ist und woher ihr kommt. DANKE!

Mir gehen die Ausreden aus

Gestern wurde ich von “meinem” Anwalt mit Emails regelrecht überschüttet. Er drängt darauf, dass ich mich darum kümmere, dass 1.460 Euro zeitnah auf dem von ihm genannten Konto gutgeschrieben sind.

Das aber wird nicht passieren, schließlich habe ich das Geld nie überwiesen, sondern nur einen Kontoauszug gefälscht.

Mein gefälschter Kontoauszug

Aber ich gehe in die Offensive und schreibe eine Email – zuerst an Mariya:

Hallo Mariya,

die Deutsche Bank in Indien hat sich noch nicht gemeldet. Die 1460 Euro sind bei mir abgebucht und an das richtige Konto gesendet. So steht es in meinem Bankauszug, den ich Dir noch einmal zeige im Anhang.

Ich weiß nicht, warum es so lange dauert. Vielleicht hat es mit dem Krieg in der Ukraine zu tun? Hier gibt es Sanktionen, von denen einige Banken betroffen sind, habe ich gehört. Hast Du das mit dem Krieg in der Ukraine mitbekommen?

Viele Grüße und bis bald

Thomas

Zugegeben, den Ukraine-Krieg als Entschuldigung für die vermeintliche Verzögerung heranzuziehen ist sehr fadenscheinig, aber mir gehen langsam die Ausreden aus, die begründen, dass mein Geld noch nicht angekommen ist.

Und auch der Anwalt bekommt noch einmal eine Email von mir:

Sehr geehrter Meenal Kashyap,

ist das Geld noch nicht bei Ihnen angekommen? Bei mir ist es bereits abgebucht. Den Beleg hänge ich Ihnen nochmal an diese Email an.

Ich kann Ihnen das Geld nicht noch einmal überweisen, es ist ja bereits überwiesen.

Sie sehen, dass ich den richtigen Verwendungszweck und die richtige Kontonummer angegeben habe. Kann es sein, dass das Problem bei Ihrer Bank liegt?

Ich habe heute bei meiner Bank angerufen. Die hat mir bestätigt, dass 1460,- Euro bereits überwiesen sind.

Bitte melden Sie sich schnell – ich möchte wissen, wo mein Geld geblieben ist.

Viele Grüße

Thomas Haselmann

Ich drehe den Spieß um und stelle mich jetzt auf den Standpunkt, dass er verantwortlich sei für das Fehlen des Geldes. Ich habe schließlich überwiesen – zumindest soll er das glauben.

Meenal Kashyap antwortet tatsächlich nur wenige Minuten später:

Hallo Sehr geehrter Thomas Haselmann,

Ich melde mich noch heute bei Ihnen. Ich hoffe die Zahlung kommt heute an.

Mit freundlichen Grüßen
Rechtsanwalt Meenal Kashyap Associates

Unerwähnt lassen sollte ich nicht, dass ich heute die erste WgatsApp-Nachricht auf meinem neuen Smartphone erhalten habe, das ich extra dafür eingerichtet habe, um mit Mariya und ihren Mitstreitern in Kontakt zu bleiben. Die Nachricht, die von einer in Indien registrierten Nummer kommt, lautet nur:

Guten Morgen. Mein Name ist Mr. Ramold Alex vom der Deutschen Bank India.

Mein “Bekannter” von der Deutschen Bank in Indien also. Mariya hatte ja geschrieben, dass sie ihm meine Nummer weiterleiten werde. Ich speichere den Kontakt in meinem Smartphone und antworte ihm:

Hallo. Entschuldigung, dass ich erst jetzt antworte. Whatsapp ist ganz neu für mich. Meine Freundin Mariya hat mir schon gesagt, dass Sie sich melden.

Ich gebe mich als naiven WhatsApp-Anfänger aus. Schließlich trage ich das Zweithandy nicht ständig bei mir und kann daher nur zeitverzögert antworten. Aber für heute bleibt es ruhig, auch der Anwalt hat sich, entgegen seiner Ankündigung, nicht mehr gemeldet.

Ich bin gespannt, wer sich als nächstes melden wird und wie der Anwalt reagiert, wenn das Geld morgen wieder nicht auf dem Konto ist. Ich gehe davon aus, dass er sich nicht weiter von mir hinhalten lassen wird. Morgen muss also irgendetwas passieren!

Sie müssen versuchen, als Mann für sich selbst aufzustehen

Gestern habe ich meine neue Handynummer an Mariya gesendet. Aber weder per Email, noch auf dem Smartphone bekomme ich eine Nachricht. Daher schreibe ich Mariya noch einmal an:

Liebe Mariya,

ich habe Dir gestern eine Email an Deine neue Adresse geschrieben, aber Du hast noch nicht geantwortet. Geht es Dir nicht gut?

Ich habe jetzt dieses Whatsapp und habe Dir auch meine Nummer geschickt.

Und ich habe das Geld gestern bei der Bank überwiesen.

Wie geht es denn jetzt weiter? Bitte melde Dich und schreibe mir, wie es um Deine Gesundheit steht.

Viele Grüße

Thomas 

Keine zwei Stunden später erhalte ich schon eine Antwort aus dem Krankenhaus in Delhi:

Hallo mein lieber Freund,

Ja, ich habe Ihre WhatsApp-Nummer erhalten und an die Deutsche Bank India weitergeleitet, damit sie Sie kontaktieren kann. Die Deutsche Bank schreibt Sie nur auf WhatsApp an.

Mein Anwalt hat Ihre Zahlung noch nicht bestätigt. Bitte teilen Sie Ihrer Bank mit, die 1460 Euro sofort zu buchen. Warum gibt es Verzögerungen bei Ihrer Bank? Bitte rufen Sie morgen früh Ihre Bank an, um den Betrag rechtzeitig bei der Targo Bank zu buchen.

Danke und Gott schütze dich.
Frau Mariya Singh

Ich amüsiere mich etwas über den Appell, ich solle meiner Bank mitteilen, dass sie die Überweisung sofort ausführen solle. Als ob man durch entsprechende Äußerungen am Schalter die Geschwindigkeit beeinflussen könne. Aber vielleicht ist das ja in Indien ein übliches Vorgehen.

Und schon wieder finde ich eine Email in meinem Posteingang, diesmal von Meenal Kashyap, meinem Anwalt in Indien. Er schreibt mir:

Gehen Sie morgens zu Ihrer Bank und informieren Sie sie, dass sie das Bankkonto von Pamela G**** G***** gutschreiben soll. Ihre Zahlung ist noch nicht eingetroffen. Bitte informieren Sie Ihre Bank, um die 1460 Euro der Targo Bank gutzuschreiben.

Und wie lange dauert es, bis die Zahlung ankommt?

Hinweis: Zweck der Übertragung: Für den persönlichen Gebrauch an einen Freund.

“Für den persönlichen Gebrauch an einen Freund”. Langsam erscheint mir Meenal tatsächlich wie eine vertraute Person, schließlich tauschen wir seit Tagen permanent Emails aus. Als Freund würde ich ihn aber nicht bezeichnen, dafür erscheint er mir zu windig und unseriös. Außerdem halte ich ihn für etwas penetrant, denn nur wenige Stunden später kommt die nächste Email von ihm:

Bitte bestätigen Sie von Ihrer Bank, ob sie den Betrag an die Targo Bank gebucht hat, da der Empfänger die Zahlung noch nicht erhalten hat. Bitte informieren Sie Ihre Bank rechtzeitig über die Gutschrift auf das Bankkonto von Pamela G****** G*******.

Und das war für heute nicht die letzte Email. Schon wieder kommt eine Email von Meenal Kashyap:

Gehen Sie zu Ihrer Bank, warum Ihre Zahlung noch nicht angekommen ist. Deutschland nach Deutschland braucht keine Zeit. Warum blockiert Ihre Bank Ihre Zahlung? Sie müssen versuchen, als Mann für sich selbst aufzustehen. Ist Ihr Geld und nicht Ihr Bankgeld, also warum halten sie Ihre Zahlung zurück?

Bitte teilen Sie ihm mit, dass er die 1460 Euro sofort an die Targo Bank überweisen soll, ODER wir verwenden eine andere Zahlungsmethode. B. Western Union oder RIA-Transfer.

“Deutschland nach Deutschland braucht keine Zeit.” Was für eine fast schon philosophisch anmutende Aussage! Allerdings bezieht sich mein Anwalt hier wohl eher auf die übliche Dauer einer Inlandsüberweisung – und hat somit vermutlich recht mit seiner Aussage.

“Warum blockiert Ihre Bank die Zahlung?”. Eine berechtigte Frage! Scheinbar geht er tatsächlich davon aus, dass die Verzögerung nicht an mir, sondern an meiner Bank liegt. Ich habe meine Rolle als zahlungswilliger Naivling bisher wohl sehr glaubhaft gespielt!

“Sie müssen versuchen, als Mann für sich selbst aufzustehen”. Dieser Satz gefällt mir am besten! Hier versucht er, mich bei meiner Ehre zu packen. Und tatsächlich, den Satz “Es ist mein Geld, nicht das Geld der Bank” habe ich tatsächlich schon häufiger gehört.

Alles in allem drängt die Sache. Alleine die Frequenz seiner Email zeigt mir, dass er nicht mehr bereit ist, lange zu warten, und dass ihn die Verzögerung nervös werden lässt.

Was das für mich bedeutet, ist somit klar: Ich lasse ihn zappeln und werde ihm heute nicht mehr antworten! Er muss sich bis morgen gedulden!

Mariya ist Meenal ist Mariya

Inzwischen habe ich sehr starke Indizien dafür, dass es sich bei den mir gegenübertretenden Charakteren um nur eine Person handelt. Nachdem Anwalt Meenal Kashyap meine Email geöffnet hat und so einige Informationen über sich preisgegeben hat, öffnet auch Mariya Singh eine präparierte Email von mir.

Und dabei zeigen sich erstaunliche Parallelen: Beide Emails werden nur wenige Minuten nacheinander geöffnet. Beide werden in einem veralteten Browser, der heute nur noch auf weniger als 0,01% aller Computer installiert ist, gelesen. Und beide nutzen einen Computer mit dem ebenfalls veralteten Windows XP.

Fakt ist also: Mariya und Meenal sind die gleiche Person! Der Mensch, der mir seit Wochen Emails schreibt, ist gleichzeitig erfolgreicher Anwalt und eine sterbensranke Witwe in Personalunion. Wenig überraschend, aber jetzt liegen die Beweise dafür in meinem Posteingang.

Ich werde hier weiterhin von unterschiedlichen Personen sprechen, um die Orientierung in diesem Ränkespiel nicht zu verlieren.

Zudem kommt heute noch eine Email, diesmal von Mariya:

Hallo mein lieber Freund,

Bin immer noch krank und habe starke Schmerzen. Ja, mein Anwalt hat mir gesagt, dass Sie die 1460 Euro für die Dokumentenbearbeitungsgebühr überweisen.

Bitte laden Sie diese WhatsApp auf Ihr Handy herunter, sie wird für die Deutsche Bank Indien nützlich sein.

Ich möchte, dass Sie WhatsApp sofort auf Ihr Telefon herunterladen. Gehen Sie auf Ihrem Telefon zu Ihrem App Store oder Playstore und laden Sie die WhatsApp-Nummer herunter, sobald es fertig ist, senden Sie mir Ihre WhatsApp-Nummer.

Danke und Gott schütze dich.
Frau Mariya Singh

Ob es mit meinem technischen Fallstrick zu tun hat, kann ich nicht sagen. Aber Mariya fordert mich auf, die Kommunikation künftig auf WhatsApp weiterzuführen. Natürlich habe ich starke Bedenken, diesen Verbrechern meine Handynummer zu übermitteln. Auf der anderen Seite könnte ich bei einem WhatsApp-Chat auch deren Nummer erkennen und so vielleicht mehr Informationen erlangen. Ich entschließe mich, Mariya nicht gleich zu antworten, sondern mir erst eine Strategie für das weitere Vorgehen zu überlegen.

Ich freue mich über Vorschläge, wie ich die Kommunikation über WhatsApp fortsetzen kann, ohne meine Nummer zu senden oder die Daten auf meinem Handy den Gaunern zugänglich zu machen. Vielleicht hat jemand eine Idee?!

Die Falle schnappt zu – zumindest etwas

Gestern habe ich je eine präparierte Email an Mariya, den Anwalt und den Bänker geschickt. Ich möchte so herausfinden, ob es sich wirklich um verschiedene Personen handelt und wo diese Personen sich aufhalten.

Als erstes öffnet Meenal Kashyap um 9:41 Uhr deutscher Zeit meine Email. Umgehend werde ich vom Tracking-Dienstleister darüber informiert, dass meine Email vom Empfänger geöffnet wurde. Mein Plan hat also funktioniert. Ich kann erkennen, dass der Anwalt seine Emails in Firefox 11 liest. Diese Version wurde im März 2012 veröffentlicht; die aktuelle Versionsnummer liegt bei über 100. Der Anwalt verwendet also eine Software, die schon seit einem Jahrzehnt als veraltet gilt. Gleiches gilt für den verwendeten Computer, auf dem noch Windows XP von 2001 läuft. Das wurde bereits 2006 durch Windows Vista ersetzt und gilt nicht nur als unsicher, sondern ist als Betriebssystem absolut veraltet. All das lässt darauf schließen, dass der Anwalt keinen Zugang zu modernen Computern hat, sondern irgendwo auf der Welt mit veralteter Technik arbeitet.

Auszug aus den Tracking-Details, die ich erhalte.

Enttäuschend ist die Antwort auf die Frage, wo auf der Welt sich der Computer befindet, der gerade meine Email anzeigt. Der Tracking-Dienstleister zeigt mir zwar einen Standort in den USA (nahe der Google-Zentrale), weist mich aber auf Folgendes hin:

Im Falle von Hotmail- oder Gmail-Empfängern sind Standort- und IP-Adressen-bezogene Informationen nicht korrekt, da Hotmail und Gmail nicht die tatsächliche IP-Adresse des Empfängers offenlegen, sondern die IP-Adresse und den Standort ihrer Server angeben.

Da mein Anwalt eine Gmail-Adresse verwendet, ist diese Information wohl wertlos. Während ich noch versuche, aus den technischen Informationen Rückschlüsse zu ziehen, trifft bereits die Antwort des Anwalts in meinem Posteingang ein.

Hallo Sehr geehrter Thomas Haselmann,

Ich bestätige den Eingang Ihrer Zahlung. Ich halte Sie auf dem Laufenden, sobald Ihre Zahlung eingegangen ist.

Außerdem werde ich mit der Bearbeitung der Dokumente beginnen, sobald Ihre Zahlung eingegangen ist.

Eine weitere Sache, bitte informieren Sie Ihre Bank, die 1460 sofort an die Targo Bank in der Person von Pamela Gayle Gunda zu senden, und sie sollten es nicht zurückschicken.

Mit freundlichen Grüßen
Rechtsanwalt Meenal Kashyap Associates

Eine Email mit gleichem Wortlaut habe ich schon einmal erhalten, als ich vor einigen Tagen das erste Mal vorgegeben hatte, das Geld sei unterwegs nach Indien. Mir ist klar, dass er sich diesmal nicht wieder hinhalten lassen wird. Aber ich hoffe, dass die noch bleibende Zeit ausreicht, um konkretere Informationen über die Hintermänner zu sammeln. Ich gehe davon aus, dass der Kontakt abrupt abreisen wird, wenn das Geld nicht kommt. Und die Zeit bis dahin werde ich ausnutzen!

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