Post von meinem Anwalt aus Indien. Scheinbar sorgt meine Lüge, das Geld sei wieder auf mein Konto zurückerstattet worden, bei ihm nicht für sonderlich viel Irritationen. Ich vermute, er verfügt über eine ganze Reihe gefälschter Konten und wird häufiger das Problem haben, dass eines dieser Konten auffliegt und der Zugang gesperrt wird. Daher schreibt er mir:
Hallo Sehr geehrter Thomas Haselmann,
Ich schicke Ihnen ein anderes Konto. Können Sie per mobiler Übertragung von Ihrem Telefon aus übertragen? Frau Mariya Singh lebt noch.
Ich schicke Ihnen ein weiteres Bankkonto in Frankreich. Bitte führen Sie die Überweisung so schnell wie möglich durch.
Mit freundlichen Grüßen
Rechtsanwalt Meenal Kashyap Associates
Diesmal soll ich also auf ein Konto in Frankreich überweisen. Die beiden zuletzt mitgeteilten Bankverbindungen galten ja für Konten aus Deutschland. Und warum schickt er mir die Bankverbindung nicht gleich mit?
Aber nur wenige Minuten später erreicht mich schon die nächste Email von ihm:
Hallo Sehr geehrter Thomas Haselmann,
Ich schicke Ihnen ein anderes deutsches Bankkonto. Bitte verwenden Sie als Überweisungsreferenz das Wort “persönlicher Gebrauch an einen Freund”.
Mit freundlichen Grüßen
Rechtsanwalt Meenal Kashyap Associates
Wieder teilt er mir keine Bankdaten mit, sondern er kündigt nur an, dass er diese Informationen bald senden wird. Scheinbar muss er sich selbst im Hintergrund noch einen Überblick verschaffen, auf welche Konten er (noch) Zugriff hat. Eine weitere halbe Stunde später kommt wieder eine Email aus dem Anwaltsbüro:
Hallo Sehr geehrter Thomas Haselmann,
Bitte überweisen Sie die 1460 Euro auf die untenstehenden Kontodaten.
Bank name: Targo Bank
Name: Pamela G**** G*****
IBAN: DE433002**005**0639**0
BIC: CMCIDEDD
Acc NO: 5*60*39*90
F******** **, 59077 Hamm
GermanyÜberweisungsreferenz bitte verwenden Sie das Wort “persönliche Nutzung an einen Freund”
Senden Sie den Überweisungsträger so schnell wie möglich per E-Mail an. Bitte informieren Sie Ihre Bank, das Geld so schnell wie möglich auf dieses Konto zu überweisen, und sie überweisen es per Express.
Auch der Zweck der Übertragung sollte der persönliche Gebrauch an einen Freund sein.
Ich warte auf Ihre Zahlung.
Mit freundlichen Grüßen
Rechtsanwalt Meenal Kashyap Associates
Diesmal also wieder eine Bankverbindung in Deutschland. Und nur wenige Minuten später die nächste Email mit einer weiteren Bankverbindung, an die ich 1.460 Euro überweisen soll:
Hallo Sehr geehrter Thomas Haselmann,
Dies ist das zweite Bankkonto. Wählen Sie daher Ihre Wahl. Bitte überweisen Sie auf eines der Bankkonten.
Account holder:…Anthony A******
IBAN: DE14*406*0940002*08*4*
BIC:…VBRSDE33
Bank:…Volksbank
Country:..Germany
Amount: 1460 euroÜbertragungsreferenz: Persönliche Nutzung an einen Freund.
Habe die Überweisungsquittung per E-Mail angehängt.
Mit freundlichen Grüßen
Rechtsanwalt Meenal Kashyap Associates
Ich vermute, die gefälschten Konten haben nur eine sehr geringe Lebensdauer, bis den dahinter stehenden Banken Ungereimtheiten auffallen. Und scheinbar weiß das auch mein Anwalt, denn er versucht durch weitere Emails die Sache zu beschleunigen:
Hallo Sehr geehrter Thomas Haselmann,
Bitte kontaktieren Sie mich schnell. Haben Sie meine Kontodaten erhalten?
Mit freundlichen Grüßen
Rechtsanwalt Meenal Kashyap Associates
Kurze Zeit später die nächste Email:
Hallo Sehr geehrter Thomas Haselmann,
Haben Sie meine Nachricht und die neue Bankverbindung erhalten? Bitte lassen Sie es mich wissen.
Senden Sie mir auch Ihre WhatsApp-Nummer.
Mit freundlichen Grüßen
Rechtsanwalt Meenal Kashyap Associates
Die Frequenz seiner Emails lässt vermuten, dass die Sache sehr eilig ist. Zudem fragt er nach meiner WhatsApp-Nummer. Ich möchte keine weiteren Daten von mir preisgeben und entschließe mich, die Frage nach meiner Mobilnummer einfach zu ignorieren. Zudem entscheide ich mich, mit meiner Antwort an den Anwalt noch bis morgen zu warten und bis dahin erst einmal zu recherchieren, wer sich hinter den jetzt genannten Bankkonten verbirgt.